Kerber in Stuttgart mit frühem Aus: «Traurig»

Angelique Kerber wusste die Lösung aus ihrem sportlichen Tief auch nicht sofort. Selbst vor Heimpublikum und bei einem ihrer Lieblingsturniere in Stuttgart ist der besten deutschen Tennisspielerin die erhoffte Wende zum Guten in einer bisher schwachen Saison nicht gelungen.

Mit 6:3, 4:6, 4:6 verlor Kerber ihre Auftaktpartie gegen die Weltranglisten-Sechste Anett Kontaveit aus Estland. Erstmals steht sie bei ihrer zehnten Hauptfeld-Teilnahme am wichtigsten deutschen Damen-Turnier nicht in der zweiten Runde.

«Das war so ein wichtiges Turnier für mich, hier noch mal vor Heimpublikum zu spielen. Dass es hier so eng war, und ich es nicht geschafft habe, noch mal hier auf dem Platz zu stehen, das beschäftigt mich», sagte die deutsche Nummer eins.

«Traurig, dass ich hier nicht weiter spielen kann»

Nach der nächsten frühen Niederlage hatte es die 34-jährige Kielerin eilig. Nur eine halbe Stunde nachdem der letzte Punkt gegen Kontaveit verloren war, stellte sie sich der Presse. Ihr schwarzer Trainingsanzug passte zu ihrer Stimmung. Den nächsten Rückschlag nach einem überzeugenden ersten Satz und aufgrund einer zu hohen Fehlerquote muss sie erstmal verarbeiten. «Es ist natürlich traurig, dass ich jetzt hier nicht weiter spielen kann», sagte sie.

Nach den zwei Dreisatz-Niederlagen in Kasachstan, wo sie mit der deutschen Auswahl am vergangenen Wochenende die Finalrunde im Billie Jean King Cup verpasst hatte, hatte sich Kerber auf den Auftritt in Stuttgart gefreut. 2015 und 2016 hatte Kerber hier jeweils den Titel geholt. In der gewohnten Umgebung wollte sich die Weltranglisten-17. jetzt aus ihrem Negativtrend befreien.

Vor 2550 von maximal möglichen 4500 Zuschauern sah es im ersten Satz danach aus, dass ihr dies in dieser komplizierten Auftaktaufgabe tatsächlich gelingen könnte. Zu Beginn spielte die dreimalige Grand-Slam-Siegerin aggressiv und zwang der nicht überragenden Stuttgart-Finalistin von 2019 ihr Spiel auf. Zweimal nahm Kerber der 26-Jährigen den Aufschlag zum 1:0 und 4:1 ab. Zwei Spiele in Serie verlor sie dann, sicherte sich aber souverän den ersten Durchgang.

Kontaveit liegt Kerber als Gegnerin nicht

Der Satzgewinn verlieh der Australian-Open- und US-Open-Siegerin von 2016 aber keine Sicherheit. Etwas fragend blickte sie in Richtung ihrer Box, als sie den Satzausgleich hinnehmen musste, der aus einem frühen Rückstand im zweiten Durchgang resultierte. Bei Kerber hatte sich die Fehlerquote erhöht. Als sie mit einem Doppelfehler auch im letzten Satz das frühe Break hinnehmen musste, winkte Kerber ab. Von 1:4 kämpfte sie sich zwar noch mal ran, die Wende glückte aber nicht mehr. Kontaveit war auch in den vergangenen Jahren eine Gegnerin, die ihr nicht lag: Nur eine von nun sechs Partien gewann Kerber.

Nach ihrer von einer Corona-Infektion beeinträchtigten Vorbereitung hat die ehemalige Weltranglisten-Erste in dieser Saison noch nicht ihre Topform erreicht. Bei den Australian Open und zwei weiteren Turnieren verlor die Wimbledonsiegerin von 2018 ihre Auftaktpartie. Nur in Indian Wells gelangen die bislang einzigen beiden Saisonsiege. Kontaveit war auch in den vergangenen Jahren eine Gegnerin, die ihr nicht lag: Nur eine von nun sechs Partien gewann Kerber.

Siegemund fordert favorisierte Sakkari

Die Schwäbin Laura Siegemund hat dagegen am Donnerstag (nicht vor 17.00 Uhr/Eurosport) in Stuttgart gegen die favorisierte Griechin Maria Sakkari die Chance auf das Viertelfinale. Die Turniersiegerin von 2017 gewann ihr Auftaktmatch gegen Tamara Zidansek aus Slowenien mit 6:3, 6:3 und meldete sich damit nach ihrer Knie-Operation im vergangenen Jahr mit einem Achtungserfolg zurück. «Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie viel mir der Sieg bedeutet», sagte die Schwäbin. Außerdem spielt Tamara Korpatsch gegen die britische US-Open-Siegerin Emma Raducanu. 

Aus für Lys: «Der Traum geht für mich weiter»

Das Achtelfinal-Aus ereilte Eva Lys. Im bisher größten Match ihrer jungen Tennis-Karriere blieb die Qualifikantin vom Hamburger Club an der Alster beim 1:6, 1:6 gegen die polnische Weltranglisten-Erste Iga Swiatek chancenlos. «Ihre Intensität hat mich von der ersten Sekunde an weggehauen», bilanzierte Lys: «Es war unglaublich, sich mit so einer Spielerin messen zu können. Ich hatte Momente, wo ich mein Tennis durchsetzen konnte, was einem sehr viel Selbstvertrauen gibt.»

Die Woche mit der gemeisterten Qualifikation und ihrem überraschenden Coup bei ihrem WTA-Hauptfeld-Debüt in der ersten Runde gegen die Weltranglisten-38. Viktorija Golubic aus der Schweiz war für sie ein Erfolg. «Der Traum geht für mich weiter», sagte sie. «Die Woche wird mich sehr viel weiterbringen. Ich möchte ja nicht mit dieser Woche aufhören.»

Von Kristina Puck und Christian Johner, dpa