Kerber mit Chance auf ersten Titel seit Wimbledon-Coup

Angelique Kerber spielt bei ihrem Heimturnier in Bad Homburg um ihren ersten Titel seit dem Wimbledon-Triumph vor drei Jahren.

Mit einem starken 3:6, 6:4, 7:6 (7:3) gegen die topgesetzte Petra Kvitova zog die beste deutsche Tennisspielerin drei Tage vor dem Beginn des Grand-Slam-Klassikers ins Endspiel ein. An einem ungewöhnlichen Tennis-Tag mit gleich zwei Matches über jeweils drei Sätze sammelte die Kielerin reichlich Selbstvertrauen und entschied eine bis zum Tiebreak offene Partie nach 2:04 Stunden für sich. Am Samstag tritt Kerber als Favoritin zu ihrem ersten Endspiel seit zwei Jahren gegen Kvitovas Landsfrau Katerina Siniakova an.

Zuschauer gaben letzte Prozente

«Es ist hier Gänsehaut. Ich habe hart gearbeitet in den letzten Monaten, um noch mal zurückkommen. Es hat sich gelohnt für diesen Moment hier auf dem Centre Court», sagte die 33-Jährige, die in Bad Homburg auch Turnierbotschafterin ist, bester Laune im Siegerinterview auf dem Rasen: «Es ist großartig, seit langem mal wieder im Finale zu stehen. Die Zuschauer haben mir die letzten paar Prozente gegeben, gegen Petra zu gewinnen.»

Kerber weckt nach enttäuschenden Monaten mit ihrer Leistung Hoffnungen für Wimbledon. Nach dieser Woche ist mit einem solchen Debakel wie bei den anderen beiden Grand-Slam-Turnieren in diesem Jahr nicht zu rechnen. Mit den Erstrundenpleiten bei den Australian Open und den French Open hatte Kerber auf ganzer Linie enttäuscht.

«Ich versuche, die Woche zu genießen», hatte sie zuvor gesagt: «Ich habe viel Spaß.» Auch das Halbfinale, ihr erstes seit September 2019, gegen die zweimalige Wimbledonsiegerin Kvitova mit eindrucksvollen Ballwechseln bewies das und toppte ihren 2:6, 6:3, 6:3-Sieg im Viertelfinale wenige Stunden zuvor gegen die US-Amerikanerin Amanda Anisimova. Dauerregen am Donnerstag hatte alle Spiele verhindert und die Doppelschicht nötig werden lasen.

Kerber bewahrt die Nerven

Gegen den Aufschlag und Druck der Weltranglisten-Zwölften Kvitova, die zuletzt an einer Knöchelverletzung gelitten hatte, war Kerber nur zu Beginn machtlos. Ermuntert vom Publikum stemmte sie sich gegen das Aus. Ein 1:3 im zweiten Satz glich sie nicht nur aus, sondern ging in Führung und profitierte für den Satzausgleich von zwei Doppelfehlern in Serie ihrer Kontrahentin. Immer wieder erklang Kerbers «Komm jetzt» über den Centre Court. Stärkere und schwächere Phasen wechselten sich bei beiden ab, es ging mit Aufschlagverlusten hin und her. Im Tiebreak war Kerber die bessere Spielerin.

Als zweite deutsche Teilnehmerin des mit 189.708 Euro dotierten neuen Rasenturniers stand Laura Siegemund in der Runde der besten Acht. Dass sie gegen die spätere Finalistin Siniakova 5:7, 4:6 verlor, wurmte die Schwäbin ein wenig. «Ich denke, da war mehr drin», sagte sie, meinte aber: «Ich kann eigentlich mit einem ganz guten Gefühl nach Wimbledon fliegen.» Dass sie dort in der ersten Runde auf die an Position 32 gesetzte Jekaterina Alexandrowa aus Russland trifft, wollte sie nicht wissen. Kerber startet gegen die Weltranglisten-86. Nina Stojanovic aus Serbien.

Von Kristina Puck, dpa