Kölner Power-Fußball: Baumgarts Frischzellenkur begeistert

Für Steffen Baumgart ist das alles völlig normal: Offensiver Fußball, Teamgeist, klare Ansagen und konsequentes Handeln. Für den 1. FC Köln, der schon mit einem Bein in der 2. Liga stand, ist das alles überhaupt nicht normal.

Und darum wundern sich die Fans und finden ihren Club nach drei Spieltagen im oberen Tabellendrittel der Fußball-Bundesliga wieder. Mit dem verdienten, aber schwer erkämpften 2:1 (0:0)-Erfolg über den VfL Bochum hat der neue Trainer in Köln neue Maßstäbe gesetzt. «Sie wollen ja auch guten Fußball sehen. Ich langweile mich bei gewissen Spielen», hatte der Kölner Coach bereits seinen Anspruch erklärt.

FC-Joker stechen

Dass ausgerechnet die beiden spät eingewechselten Louis Schaub und Tim Lemperle, der erstmals in der Bundesliga traf, mit ihren Toren (82./90.+1) den Sieg perfekt machten, war für Baumgart keine große Sache. «Es gibt nicht nur die erste Elf. Die Jungs machen es alle gut. Auch die, die reinkommen. Alle im Team sind wichtig», sagte der FC-Coach. Die Stamm-Elf ist abgeschafft. Wer heute gut ist, muss deshalb morgen nicht spielen, ist die Devise.

Von dieser Entscheidung profitierte auch Rechtsverteidiger Benno Schmitz, der diesmal statt Kingsley Ehizibue auflief. «Wir haben uns diesmal für Benno entschieden und er hat ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht. Aber es kann durchaus sein, dass er nächste Woche wieder Platz machen muss», sagte Baumgart. Auch Anthony Modeste, der schon fast aussortiert war, zeigt plötzlich alte Qualitäten, ist fit, rackert und sorgt immer für Torgefahr. Gegen Bochum traf er zweimal nur den Pfosten.

«Wir gehen jedes Spiel mit voller Kraft an, da der Trainer das so verlangt», sagte Modeste. Auch Schaub hat gut zugehört, als sein Coach erklärte, dass Einwechselspieler wichtige Impulse setzen können. «Wenn das so gelingt, ist das auch für den Trainer ein gutes Zeichen», sagte der Torschütze.

Köln bleibt Bochums Angstgegner

Bochums Trainer Thomas Reis, der mit Baumgart den Trainer-Lehrgang absolviert hat, sieht Parallelen zu seinem Kollegen. «Wir sind beide verrückte Typen, die ihrer Mannschaft immer alles abverlangen. Er war auch ein Mentalitätsspieler und das versucht er seiner Mannschaften mitzugeben», sagte Reis.

Für sein Team bleibt Köln ein Angstgegner. In 30 Spielen konnte der VfL nur einmal in Müngersdorf gewinnen und das liegt 17 Jahre zurück. Am Samstag war der Aufsteiger anfangs überfordert und bei den wenigen Kontergelegenheiten überhastet. «Ich hatte das Gefühl, dass wir erst nach 30 Minuten die ganze Situation verarbeitet hatten – die Kulisse, die Art und Weise wie Köln Fußball spielt», sagte der VfL-Coach nach der 500. Bochumer Niederlage in der Bundesliga. Daran änderte auch der Anschlusstreffer von Simon Zoller (90.+4) nichts mehr. «Das ist die Qualität in der ersten Liga. Wir haben halt noch nicht die Erfahrung in der Bundesliga», befand der Coach.

Von Morten Ritter, dpa