Königin von Melbourne: Zwei Gesichter der Aryna Sabalenka

Den zweiten Grand-Slam-Titel ihrer Karriere feierte Aryna Sabalenka ausgelassen mit ihrem Team. Bei TikTok ließ die alte und neue Melbourne-Königin ihre Fans daran teilhaben, wie sie mit Freunden und Begleitern freudetrunken durch den Raum tanzte. «Es geht darum, Spaß zu haben. Wir machen immer verrückte Dinge», sagte die Nummer zwei der Tennis-Welt nach ihrem zu keiner Zeit gefährdeten 6:3, 6:2 gegen die Chinesin Zheng Qinwen im Finale der Australian Open.

Viel Spaß abseits des Courts

Auch beim traditionellen Champions-Foto-Shooting am Royal Exhibition Building im Carlton Gardens witzelte und blödelte Sabalenka am Sonntag im edlen weißen Kleid mit den Fotografen. Bilder, die man sich kaum vorstellen kann, wenn man die 25-Jährige auf dem Tennisplatz beobachtet. Denn so locker und gelöst sich die in den vergangenen Jahren extrem gereifte Belarussin abseits des Courts gibt, so konzentriert und verbissen agiert sie während der Partien.

«Es ist gut, dass es zwei Arynas gibt, eine auf und eine neben dem Platz», sagte Sabalenka. «Denn wenn ich außerhalb des Courts so wäre wie darauf, dann wäre ich wahrscheinlich sehr alleine.»

Beeindruckende Dominanz

Auf dem Tennis-Platz kennt Sabalenka keine Gnade. Das bekamen in Melbourne in diesem Jahr all ihre Gegnerinnen zu spüren. Angefangen von der deutschen Qualifikantin Ella Seidel in der ersten Runde über US-Open-Champion Coco Gauff im Halbfinale bis zur Chinesin Zheng Qinwen im einseitigen und nur 76 Minuten dauernden Endspiel – gegen eine Sabalenka in Topform hatte im Melbourne Park niemand eine Chance.

Mit ihren wuchtigen Grundschlägen und ihrem starken Aufschlag bestimmte sie jede Sekunde das Geschehen auf dem Platz. Der Lohn: Ohne Satzverlust rauschte Sabalenka durch das erste Grand-Slam-Turnier der Saison und konnte am Samstag völlig verdient wieder den Daphne Akhurst Memorial Cup aus den Händen von Australiens Tennis-Legende Evonne Goolagong entgegennehmen.

Als fünfte Spielerin in diesem Jahrhundert nach Lindsay Davenport 2000, Maria Scharapowa 2008, Serena Williams 2017 und Ashleigh Barty 2022 gab sie in Melbourne keinen Satz ab.

Titel als Bestätigung

Mit ihrem ersten Grand-Slam-Titel im vergangenen Jahr hatte Sabalenka auch ihre eigenen Zweifel besiegt. Vom Potenzial her galt sie schon länger als Sieganwärterin bei den großen Turnieren, zeigte aber in den entscheidenden Phasen oftmals Nerven. Doch mit harter Arbeit bekam sie nicht nur ihren manchmal zittrigen Aufschlag in den Griff, sondern lernte auch, mit dem Druck umzugehen. «Es war eine lange Reise», beschrieb Sabalenka den Prozess der vergangenen Jahre.

War der Titelgewinn 2023 ein Triumph gegen die Zweifel, ist der Triumph 2024 einer der Bestätigung. «Es war mir sehr wichtig, nicht eine der Spielerinnen zu sein, die einen Titel gewinnen und dann verschwinden», sagte Sabalenka.

Weitere Titel als Ziel

Nun sollen weitere Titel folgen. «Ich glaube, dass ich letztes Jahr gezeigt habe, dass ich auf jedem Untergrund erfolgreich spielen kann», sagte Sabalenka, die im vergangenen Jahr bei allen vier Grand-Slam-Turnieren mindestens im Halbfinale stand. «Wenn ich so weiterarbeite wie bisher, bin ich überzeugt davon, dass ich auch auf Sand und Rasen erfolgreich sein kann», sagte sie mit Blick auf die folgenden Grand Slams in Paris und Wimbledon.

Lars Reinefeld, dpa