Königsklasse im Jogger-Modus: Wankender BVB erneut mit Glück

Die Stimmung war ähnlich schlecht wie bei Verlierern. Wortkarg und missmutig kommentierten die Dortmunder Profis das magere 1:1 (1:1) im letzten Champions-League-Gruppenspiel beim FC Kopenhagen.

Dass der BVB wie schon beim schmeichelhaften Sieg in Frankfurt am Wochenende erneut nur mit Glück einer Niederlage entging, war nicht gerade die beste Einstimmung auf den Jahres-Endspurt in der Bundesliga. Da ließ es Emre Can auch nicht als Ausrede gelten, dass sein Team bereits vor dem Anpfiff für die K.o.-Runde qualifiziert war und zahlreiche Stars schonte. «Wir sind rumgejoggt, wir sind rumgegangen», schimpfte der Nationalspieler und legte erzürnt nach: «Wir spielen hier Champions League. Es geht um viel Geld. Es geht darum, dass sich jeder zeigen, dass sich jeder beweisen will. Das haben wir zu 100 Prozent nicht erfüllt.»

Can schlüpfte damit in die Rolle des zur Halbzeit aus Vorsichtsgründen ausgewechselten Mats Hummels, der mit seiner Kritik an der Mannschaft zuletzt wiederholt für Schlagzeilen gesorgt hatte. Für den Vorstoß des defensiven Mittelfeldspielers äußerte Sebastian Kehl Verständnis. «Ein realistischer Umgang mit unserer Situation ist wichtig und notwendig», kommentierte der Sportdirektor nach der Landung in Dortmund. «Aber viel entscheidender ist am Ende eine Reaktion darauf. Wir müssen es besser machen in den nächsten drei Spielen, das ist eine intensive Zeit jetzt.»

Nachsicht vom Trainer

Die üppige Siegprämie in Höhe von 2,8 Millionen Euro war der Borussia nicht Anreiz genug. Gleich reihenweise ließ der Tabellenletzte aus der dänischen Hauptstadt vor allem in der ersten Halbzeit selbst beste Torchancen ungenutzt. Deshalb war der BVB nach der zwischenzeitlichen Führung durch Thorgan Hazard (23.) mit dem Ausgleichstreffer von Hakon Haraldsson (41.) noch gut bedient.

Anders als Mittelfeldspieler Can schlug Trainer Edin Terzic diplomatischere Töne an: «Es war die fünfte englische Woche. Da muss man dem einen oder anderen auch mal verzeihen.» Gleichwohl klang auch beim Fußball-Lehrer Enttäuschung durch: «Wir wollten zeigen, dass wir in diesem Spiel – auch wenn es nicht um Leben oder Tod ging – alles raushauen. Aber wir hatten sehr viele Ballverluste und mussten uns viele Konter einfangen.»

Modeste: «Am Ende müssen wir zusammenarbeiten»

Es passte ins Bild fehlender spielerischer Harmonie, dass sich die Offensivkräfte mitunter selbst im Weg standen. Als Karim Adeyemi in der 53. Minute den frei stehenden Anthony Modeste bedienen wollte, brachte Donyell Malen den Franzosen mit einem schwachen Abschluss um das mögliche 2:1. Modeste fiel es schwer, sich Schelte zu verkneifen: «Das war nicht das erste Mal. Aber ich will keine Kritik äußern. Am Ende müssen wir zusammenarbeiten.»

Ohne eine deutliche Steigerung droht bis zum Beginn der WM-Pause weiteres Ungemach. Dabei will der Bundesligavierte in den restlichen drei Spielen daheim gegen den VfL Bochum und auswärts in Wolfsburg und Mönchengladbach noch Boden im Meisterkampf gutmachen. «Wir hoffen, dass die letzten drei Spiele so erfolgreich sind, dass wir alle mit breitem Grinsen in die Winterpause gehen», kommentierte Nico Schlotterbeck. Auf Allrounder Marius Wolf und Linksverteidiger Tom Rothe muss der BVB dabei aber verzichten. Wie der Revierclub am Donnerstag mitteilte, fallen beide Profis für den Jahres-Schlussspurt aus.

Mit großer Spannung blickt der BVB auf die Achtelfinal-Auslosung am Montag. Vor möglichen Gegnern wie SSC Neapel, FC Porto, Benfica Lissabon, Tottenham Hotspur, FC Chelsea und Real Madrid ist Nationalverteidiger Schlotterbeck nicht bange: «Egal, wer da kommt, die müssen uns erst mal schlagen.»

Heinz Büse, dpa