Krise weg, Lächeln wieder da: Bayerns Power-Wochen

Julian Nagelsmann hat allen Grund zum Lachen. Nur fünf Wochen nach dem vorläufigen Tiefpunkt am ersten Wiesn-Wochenende ist der FC Bayern wieder voll in der Spur und pünktlich zum zweiten Duell mit Robert Lewandowski fast alle größeren Sorgen los.

«Wir haben nicht so viel verändert, vielleicht ein bisschen mehr Analyse – und dann einfach gewonnen. Bei Bayern musst du einfach immer gewinnen, dann ist alles super», sagte Nagelsmann nach dem abgeklärten 2:0 bei seinem Ex-Club TSG 1899 Hoffenheim in der Fußball-Bundesliga.

Münchner Fußballwelt wieder in Ordnung

Beim öffentlichen Training am Sonntag herrschten Sonnenschein und beste Stimmung. Die Münchner Fußballwelt ist wieder in Ordnung. «Wir haben uns jetzt mehr konzentrieren können und ein bisschen mehr Zielwasser getrunken. Wir haben 32 Tore und sind zufrieden, wie es in den letzten Spielen gelaufen ist. Hoffentlich machen wir das jetzt so weiter», sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic beim TV-Sender Bild. Wintertransfers schloss er praktisch aus, auch für einen Harry Kane im Sommer 2023 sieht er aktuell keinen Bedarf. Tenor: Unsere Offensive ist gut genug.

27 Tore in den sieben vergangenen Münchner Spielen untermauern dies, die Jagd auf Überraschungs-Tabellenführer Union Berlin hat drastisch Fahrt aufgenommen. Nach dem überraschenden 1:2 der Berliner beim VfL Bochum am Sonntag beträgt der Rückstand der Münchner noch einen Punkt. Und die Debatte um einen angeblich fehlenden Stoßstürmer nach dem Lewandowski-Abgang hat sich auch vorerst verflüchtigt, denn Eric Maxim Choupo-Moting trifft aktuell in jedem Spiel. «Seit Choupo drin ist, harmonieren wir da vorne sehr gut. Er trifft, das ist wichtig für das Selbstvertrauen, das hilft uns sehr. Das war seine Woche, er macht das riesig», lobte Serge Gnabry den 33-Jährigen, der nach dem Führungstor von Jamal Musiala für den Endstand gesorgt hatte.

Wiedersehen mit Lewandowski

Am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) könnte es im Camp Nou nun zum direkten Duell zwischen Choupo-Moting und Lewandowski und dessen FC Barcelona kommen. «Gegen Barcelona ist immer etwas Besonderes. Wir müssen das Spiel zu 100 Prozent ernst nehmen. Ich freue mich auf jeden Fall auf das Wiedersehen mit Lewy», sagte der Stürmer, der in seiner derzeitigen Form auch für Kamerun bei der WM auflaufen dürfte. Lewandowski sei «ein super Typ» und «ein Weltklasse-Spieler».

Nagelsmann hat aber im Gegensatz zum spanischen Weltclub keinerlei Druck oder Not. Bayern ist bereits für das Achtelfinale qualifiziert, Choupo-Moting könnte nach drei Startelf-Einsätzen in nur sieben Tagen auch wieder auf die Bank rotieren. «Es gibt kein wirkliches Geheimnis. Wir trainieren alle sehr gut. Ich freue mich, dass es so gut auf dem Platz klappt», sagte Choupo-Moting, der beim abgezockten Sieg in Sinsheim ausgezeichnet mit Gnabry, Musiala und Kingsley Coman harmonierte.

Bayern-Bosse zufrieden

Auch die Bosse wirkten nach dem Sieg an einem herrlich lauen Herbst-Tag hochzufrieden. Vorstandsboss Oliver Kahn klatschte zufrieden, der kurzärmlige Salihamidzic wirkte auf der Tribüne kurzzeitig sogar erheitert. «Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung. Es war für den Kopf kein einfaches Spiel», beschrieb Nagelsmann, der plötzlich wieder zum Lachen und Scherzen aufgelegt hat. Nach dem 0:1 beim FC Augsburg im September hatte er angefressen und genervt gewirkt, davon ist aktuell nichts mehr zu spüren.

Dominant, abgeklärt, spielstark: So präsentiert sich der Liga-Zweite, der nach der jüngsten Serie auf Kurs ist, mit einem guten Gefühl in die lange WM-Winterpause zu gehen. «Ich habe schon oft gesagt: Die Spieler sind sehr wissbegierig und wollen sich verbessern», sagte Nagelsmann.

Auch personell könnte es schon bald wieder besser aussehen: Manuel Neuer (Schulter), Thomas Müller (Magen-Darm) und Leroy Sané (Oberschenkel) fehlten in Sinsheim noch. Groß zu merken war dies aber nicht. Alle drei könnten zeitnah zurückkehren und werden auch als wichtige Stützen für Bundestrainer Hansi Flick bei der WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) erwartet. Dort dürfte auch Musiala, der schon neun Pflichtspieltore in dieser Saison erzielt hat, eine große Rolle spielen. «Er hat alle Möglichkeiten. Jetzt lassen wir ihn einfach spielen und zaubern», sagte Salihamidzic.

Patrick Reichardt, dpa