Der Laver Cup in Boston wird für die Tennis-Welt ein erster Blick in eine nicht mehr all zu ferne Zukunft.
Mehr als ein Jahrzehnt lang haben Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic die Szenerie bestimmt, die Titel bei den vier Grand-Slam-Turnieren mit ganz wenigen Ausnahmen unter sich aufgeteilt. Doch die drei Musketiere des Tennis-Kosmos sind inzwischen in die Jahre gekommen und fehlen beim Showevent an der Ostküste der USA.
Federer und Nadal kämpfen nach Operationen in der Reha jeweils um ihre womöglich letzte Rückkehr, Djokovic ist nach seinen bitteren Niederlagen bei Olympia gegen Alexander Zverev und bei den US Open gegen den Russen Daniil Medwedew und dem damit geplatzten Traum vom Golden Slam wegen Erschöpfung nicht dabei. Und so ist das Duell zwischen dem Team Europa und dem Team Welt an diesem Wochenende (Eurosport live) auch ein erster Gradmesser dafür, ob die nächste Generation um Zverev und Co. ebenfalls in der Lage ist, die Fans zu begeistern, wie es Federer, Nadal und Djokovic über viele Jahre getan haben.
Lob von Boris Becker
Eine wichtige Rolle wird dabei Zverev zukommen. Die deutsche Nummer eins wartet zwar nach wie vor auf seinen ersten Titel bei einem der vier Grand-Slam-Turniere, nach dem Gewinn der Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Tokio gehört der 24-Jährige aber endgültig zur Tennis-Elite. «Das ist einfach der beste Zverev, den ich bis jetzt gesehen habe», sagte Deutschlands Tennis-Legende Boris Becker im Eurosport-Podcast «Das Gelbe vom Ball» nach Zverevs Halbfinal-Aus bei den US Open in fünf Sätzen gegen Djokovic. «Wenn er einfach so weitermacht, dann ist er für mich der nächste aus der jungen Garde, der an der Reihe ist, ein Grand Slam zu gewinnen.»
Zunächst will Zverev aber beim Laver Cup glänzen. Trotz der Ausfälle von Federer, Nadal und Djokovic sieht er das Team Europa weiter in der Favoritenrolle. «Wir haben die letzten Partien gewonnen, wissen also wie es geht», sagte Zverev der Deutschen Presse-Agentur. «Und wir haben die Sieger der letzten drei großen Turniere in unserer Mannschaft», sagte Zverev mit Blick auf seine beiden Triumphe bei den Olympischen Spielen in Tokio und beim ATP-Turnier in Cincinnati sowie den Sieg von Daniil Medwedew bei den US Open in New York.
Der Russe führt das Team Europa in Boston an und will es zusammen mit Zverev bei der vierten Auflage des am in diesem Jahr parallel im US-Bundesstaat Wisconsin stattfindenden Ryder Cups angelehnten Prestigewettbewerbs zum vierten Sieg führen.
Federer, Nadal und Djokovic fehlen
Doch die Welt-Auswahl wittert ihre Chance. Die Hoffnungen von Welt-Team-Kapitän John McEnroe ruhen besonders auf dem Kanadier Felix Auger-Aliassime, der zuletzt bei den US Open bis ins Halbfinale stürmte und in Wimbledon Zverev schon im Achtelfinale rauswarf. «Es ist mein erster Laver Cup, ich bin super-gespannt. Hoffentlich können wir eine gute Show liefern und den ersten Sieg für das Team Welt holen», sagte der Kanadier, als Nummer elf der Welt der Spitzenspieler beim Herausforderer.
Federer, Nadal und Djokovic werden das Geschehen aus der Ferne verfolgen. Vor allem für den 40 Jahre alten Federer ist das Fehlen bitter, ist der Schweizer über seine Agentur TEAM8 doch sogar Mitveranstalter des Spektakels. Zverev und Co. werden versuchen, die großen Lücken zu schließen. Beim traditionellen Fotoshooting im LoPresti Park vor der Skyline Bostons machten sie im schwarzen Anzug schon einmal eine gute Figur.