Lehren aus dem Großen Preis der Emilia Romagna

Max Verstappen ist wieder richtig da. Der Wagen hat gehalten. Die Leistung des Formel-1-Titelverteidigers in Imola zeigte klar: Die WM wird alles andere als ein Selbstläufer für Ferrari. Zumal die Scuderia, zumal vor allem Charles Leclerc schwächelte.

Was für den WM-Spitzenreiter sprach: Er nahm die Schuld auf sich. Aber auch woanders wurde Klartext nach dem Großen Preis der Emilia Romagna am Sonntag gesprochen.

Es geht immer auch um die Nerven:

Die Sorgen bei Red Bull waren groß nach zwei Defekten unterschiedlicher Natur in zwei von drei Rennen. Schon vor dem vierten Grand Prix des Jahres hieß es, die Fehler seien gefunden und die Probleme gelöst. So war es auch. Und es zeigte sich, dass der Wagen wieder schnell und Verstappen da ist, wenn es gilt. Er leistete sich keine Fehler, fuhr ebenso kontrolliert und souverän. Anders als Leclerc. Er kam zum Heimrennen von Ferrari als Topfavorit, er musste sich geschlagen geben. Auch weil er die Nerven verlor. Sein Abflug kurz vor Schluss war unnötig. Er wäre vielleicht an Sergio Perez auf Rang zwei im zweiten Red Bull noch vorbeigekommen, nicht aber an Verstappen. Leclerc riskierte zuviel.

Hamilton im schwersten Tief seit Jahren:

Es sei nicht das Tief des Briten, betonte Teamchef Toto Wolff. Vier Rennen ohne Sieg, vier Rennen mit nur einem Podestplatz. Dritter war er beim Auftakt in Bahrain geworden. 28 Punkte holte er insgesamt. Siebter in der WM ist er. «Ich muss ihn hier auch beschützen. Es ist nicht sein Tief», sagte Wolff: «Es ist das Leistungstief des Autos.» In Imola kämpfte Hamilton vergeblich, wurde von seinem WM-Bezwinger des vergangenen Jahres nach zwei Dritteln gar überrundet. «Es ist definitiv nicht einfach», räumte der siebenmalige Weltmeister ein.

Das Problem ist das starke Hüpfen des Wagens, dadurch bekommt das Team das sogenannte Setup nicht optimal hin und dadurch bleibt Leistungspotenzial ungenutzt. «Wenn wir es schaffen, dass Auto einigermaßen gerade auf die Bahn zu stellen, fahren wir vorne mit», sagte Wolff und bekräftigte Richtung Hamilton: «Der Kerl ist der beste Fahrer in der Welt, er hat einfach nicht die Maschine und die Ausrüstung, das zu zeigen.»

Vettels Maßstäbe haben sich verändert:

Er freute sich, er freute sich richtig. Dieser achte Rang fühle sich an wie ein Sieg. Vettel und Aston Martin wechselten zum richtigen Zeitpunkt die Reifen, Vettel machte keine Fehler. «Ich hätte nicht besser fahren können», sagte der 34 Jahre alte viermalige Weltmeister. Der Stimmungsaufheller kam nach dem tristen Auftritt des 53-maligen Grand-Prix-Gewinners in Melbourne mit dem Aus im Rennen gerade richtig. «Das Auto gehört da normalerweise nicht hin. Aber wir hatten die Chance, und wir haben sie genutzt.»

Mick Schumacher tut sich schwer:

Der Konkurrent im eigenen Team war wieder besser. Kevin Magnussen, der deutlich erfahrenere Däne holte einen Punkt, den 15. insgesamt. Magnussen ist WM-Zehnter. Mick Schumacher holte noch gar keinen Punkt. Er wartet weiter auf seinen ersten Zähler in der Motorsport-Königsklasse. Zwei Dreher raubten alle Hoffnungen, nachdem der 23-Jährige im Haas von Platz zehn gestartet war. Es gebe zwar ein bisschen was Positives vom Rennwochenende, «aber im Moment ist es eher sehr ärgerlich», sagte er.

Zumal er sehr genau beobachtet wird. Der Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher konnte in den unteren Formel-Serien im zweiten Jahr immer deutlich zulegen, gewann so die Formel 3 und die Formel 2. In Miami in zwei Wochen hat er die nächste Gelegenheit, auch in der Formel 1 zumindest schon mal zu den Punktesammlern zu gehören.