Es waren einfach die Regeln. Das Ende des Großen Preises von Italien hat Fragen aufgeworfen und Kritik ausgelöst. Das Vorgehen ist indes in den Statuten geregelt. Und das hat gute Gründe. Über allem steht sich Sicherheit.
Show oder Regeln: Ein Formel-1-Rennen hinter dem Safety Car zu beenden, widerspricht der Natur eines Sports, der auf Action, auf Geschwindigkeit und auf Rad-an-Rad-Duelle ausgerichtet ist. An einem Ort wie Monza, auf einem Kurs, der als Hochgeschwindigkeitstempel weltbekannt ist, wirkt es nahezu widersinnig. «Man hätte das Rennen schneller freigeben können für die Show», meinte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto. Leidtragender war sein Star Charles Leclerc, der nicht mehr die finale Überholchance bekam gegen Max Verstappen.
Ein Wagen stand am Streckenrand, weil ein Gang eingelegt war, mit Anschieben war nichts. Und das Abschleppen dauerte aufgrund der örtlichen Begebenheiten zu lang, so schnell kam der Bergungskran nicht dahin. Der Weltverband betonte noch mal: Sicherheit hat oberste Priorität. Dass es das Rennende beeinflusste, war schlecht für die Show, aber irgendwie ist die Formel 1 bei aller Show ein Sport nach Regeln.
Max Verstappen wird ein absolut würdiger zweimaliger Weltmeister sein: Er hatte diese Phasen in seiner Karriere, in denen der ungebremste Ehrgeiz auch mal brachial mit ihm durchging. In Monza vor einem Jahr zum Beispiel. Verstappen crashte in den Mercedes das damaligen Titelverteidigers Lewis Hamilton und blieb mit dem Red Bull auf dem Silberpfeil liegen. Hamilton hatte großes Glück. Der ungestüme Max Verstappen wird in diesem Jahr mit jedem Rennen mehr Vergangenheit. Monza 2022 war eine Demonstration fahrerischer Klasse und taktischer Abgeklärtheit. Verstappen kontrollierte das Rennen, selbst in der Verfolgerrolle.
Bei Sebastian Vettel geht irgendwie nichts mehr: Dass er von Platz elf nach Quali-Rang 17 starten durfte, half ihm auch nicht. 2008 hatte Vettel in Monza seine erste Pole geholt, tags darauf im Toro Rosso den ersten Sieg. 2022 musste er seinen Aston Martin hingegen früh abstellen. Vettels Abschiedstournee aus der Formel 1 mit 35 Jahren wird zum Randgeschehen, der viermalige Weltmeister quält sich in den Fahrerruhestand.
Was soll Mick Schumacher noch leisten? 17 Trainingsrunden konnte er nur drehen. Entweder musste er seinen Wagen hergeben oder eben dieser muckte. Er startete von Platz 17. Und er kam als Zwölfter ins Ziel. Im schleppenden Bewerbungsverfahren mit seinem Haas-Rennstall sollte das doch eigentlich auch mal beschleunigend wirken. Einen «fantastischen Job», bescheinigte Teamchef Günther Steiner sogar auch mal seinem 23 Jahre alten deutschen Piloten. Von Mattia Binotto, Teamchef von Ferrari, dessen Nachwuchsakademie Mick Schumacher (noch) angehört, hieß es aber nach dem Rennen: «Es ist schwer, seine Leistung zu beurteilen am Wochenende. Wir haben noch ein paar Rennen, dann setzen wir uns zusammen, ziehen Bilanz und finden hoffentlich die beste Entscheidung für seine Zukunft.»