Bedröppelt schlichen die Schalker Spieler nach dem Debakel gegen RB Leipzig vor die Kurve der treuesten Anhänger. Fast schienen sich die Fans schon mit dem Abstieg abgefunden zu haben. Weder Applaus noch Pfiffe ertönten, dafür breitete sich Stille in der Arena aus.
Der desolate FC Schalke 04 taumelt nach dem 1:6 (0:4) gegen RB Leipzig fast unaufhaltsam dem Abstieg entgegen. Die Mannschaft von Trainer Thomas Reis war gegen den starken DFB-Pokalsieger zum Auftakt des 17. Spieltags in der Fußball-Bundesliga chancenlos. «Die erste Halbzeit war zum Vergessen», gab Neuzugang Michael Frey zu.
Während Schalke mit nur neun Punkten abgeschlagen Letzter bleibt, ist Leipzig nach nun 15 Pflichtspielen in Serie ohne Niederlage mindestens für einen Tag erster Bayern-Verfolger. «Das Selbstvertrauen ist natürlich groß», sagte Nationalstürmer Timo Werner. Torschütze Benjamin Henrichs ergänzte: «Wir sind gut drauf und wollen weitermachen.»
Werner wieder von Beginn an
André Silva (7./44. Minute), Henrichs (15.), Werner bei seinem Startelf-Comeback (45.+2), Dani Olmo (83.) und Yussuf Poulsen (89.) erzielten vor 56.841 Zuschauern in Gelsenkirchen die Tore für die überlegenen Gäste. Soichiro Kozuki traf für Schalke (56.).
Leipzig dominierte von Beginn an. Werner, der nach seinem Syndesmosebandriss erstmals seit Anfang November wieder in der Anfangsformation stand, blieb bei einem Konter erst hängen und überließ den Ball dann Silva. Eine gute Entscheidung: Der Portugiese nutzte die erste Torchance der Gäste mit einem präzisen Flachschuss zur Führung.
Als Reaktion auf den frühen Rückstand bedachten die Schalker Fans den ungeliebten Red-Bull-Club und insbesondere Werner mit lauten Schmähgesängen. Wachgerüttelt wurde ihre Mannschaft dadurch nicht. Schon nach einer Viertelstunde stand es 0:2. Der überragende Olmo, der an vier Leipziger Toren direkt beteiligt war, spielte Henrichs unbedrängt frei und der Außenverteidiger erzielte sein erstes Saisontor. «Nach dem 0:2 wird es schwierig», sagte Frey, der forderte: «Wir müssen das Spiel schnell vergessen und aus den Fehlern lernen.»
Schalke überfordert
Die Schalker Spieler wirkten geschockt, Leipzig wirbelte weiter. Phasenweise erinnerte die Partie an eine erste Pokalrunde, in der sich eine unterklassige Mannschaft gegen einen Erstligisten erwehren muss und das nicht ansatzweise schafft. Angriff um Angriff rollte auf das Tor von Schalkes Keeper Alexander Scholow zu, der noch Schlimmeres verhinderte.
Schalkes Abwehr kam überhaupt nicht in die Zweikämpfe. Zudem hatten Leipzigs Xaver Schlager und Konrad Laimer, dessen Wechsel zum FC Bayern München im Sommer laut «Kicker» fix ist, die Mittelfeldzentrale komplett im Griff. Erst gegen Ende der ersten Hälfte gestaltete der Revierclub die Partie etwas ausgeglichener. Eine Torchance erspielte sich Schalke aber nicht. Frey mühte sich im Sturm, setzte sich aber nicht entscheidend durch.
RB schaltet einen Gang zurück
Anders der Leipziger Angriff: Silva und Werner entschieden die Partie mit weiteren Toren noch vor der Pause, Olmo und der eingewechselte Poulsen legten in der Schlussphase nochmal nach. Zum bitteren Auftritt der Gastgeber passte zudem, dass Schalkes RB-Leihgabe Tom Krauß verletzungsbedingt noch vor dem Seitenwechsel raus musste.
Mit zunehmender Dauer des Spiels ließ es Leipzig etwas ruhiger angehen. Schalke kam besser ins Spiel und immerhin zu einem Treffer. Kozuki nahm den Ball technisch anspruchsvoll mit und erzielte sein erstes Bundesligator. Mehr war für Schalke aber nicht drin. Der Klassenerhalt wird für den Traditionsverein immer unrealistischer.