Matthäus: «Haben ja nicht nur ein Problem im Sturm»

Rekordnationalspieler Lothar Matthäus sieht die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit Blick auf die WM in Katar auf einem guten Weg, nimmt bei der Entwicklung deutscher Spieler auf einigen Positionen aber den DFB in die Pflicht.

«Wir haben in Deutschland ja nicht nur ein Problem im Sturm, gut ausgebildete Rechts- oder Linksverteidiger gibt es doch ebenfalls kaum. Da muss sich der DFB fragen, was er in der Ausbildung da in den vergangenen Jahren falsch gemacht hat. Aber sie haben es realisiert und sind dabei, bestimmte Dinge hinsichtlich der Ausbildung zu ändern», sagte Matthäus im Interview der «Welt».

Die zwei anstehenden Spiele in der Nations League gegen Ungarn am Freitag in Leipzig und im Londoner Wembley-Stadion gegen England (26. September) seine «ganz wichtige» Duelle, eine «Art Standortbestimmung»: «Der Bundestrainer wird vielleicht noch das eine oder andere probieren, obwohl ich denke, dass die Stammformation auf acht, neun Positionen klar ist und sich hauptsächlich aus einem Bayern-Block ergeben wird», sagte der frühere Bayern-Kapitän.

Matthäus begeistert von Musiala

Mit Überraschungen in Bezug auf den WM-Kader von Bundestrainer Hansi Flick rechnet Matthäus nicht. «Ich würde nicht sagen, dass die Tür bei Hansi Flick schon komplett zu ist, aber einen Spieler, der da noch überraschend in den Kader rutscht, sehe ich nicht. Ganz im Gegenteil: Dadurch, dass die Auswahl an Kandidaten sehr groß ist, wird es einige Spieler geben, die enttäuscht sein werden, weil sie nicht mit zur WM fahren dürfen – und das trotz eines Kaders von 26 Spielern», meinte der 61-Jährige. Er hofft, dass Bayer Leverkusens Florian Wirtz (19) nach seinem Kreuzbandriss noch rechtzeitig fit für das WM-Turnier vom 20. November bis 18. Dezember wird.

Vor allem von Münchens Jungstar Jamal Musiala ist der frühere Weltfußballer begeistert. Der 19-Jährige sei schon jetzt ein «Unterschiedsspieler», wie es auch Maradona und Lionel Messi mit 19 bereits waren. «Hansi Flick ist ein Fan von all seinen Nationalspielern, aber Jamal hat es ihm aufgrund seiner Genialität, seiner Leichtigkeit und seiner Geschwindigkeit schon angetan, das weiß ich. Er hat wirklich Fähigkeiten, die nicht viele haben. Zum Glück hat er sich entschieden, für Deutschlands Nationalmannschaft zu spielen und nicht für die von England», sagte Matthäus.