Max Kruse lieferte mit seinem Heiratsantrag vor laufender TV-Kamera den emotionalen Höhepunkt eines Kraftakts mit Happy End für die deutschen Fußballer.
«Schatz, ich liebe dich und ich frage dich, ob du meine Frau werden willst», schickte der Ersatz-Kapitän der DFB-Auswahl nach dem mühevollen 3:2 (2:1) gegen Saudi-Arabien am ARD-Mikrofon einen ganz besonderen Gruß in die Heimat an seine Freundin Dilara. Später verkündete er mit einem «She said YES» bei Instagram strahlend die Einwilligung, dazu lief ein Video aus dem Mannschaftsbus mit Kruse und seinen ebenfalls übermütig singenden Teamkollegen.
Kurz zuvor hatte sich Kruse mit seinen ebenso erschöpften wie erleichterten Teamkollegen jubelnd in den Armen gelegen. Mit dem Zittersieg wendeten Deutschlands Kicker in Unterzahl das drohende Vorrunden-Aus bei den Olympischen Spielen ab und hielten ihren Medaillentraum am Leben. «Ich glaube, in den letzten zehn Minuten konnte keiner mehr richtig laufen. Wir haben unser Herz auf dem Platz gelassen», sagte Torwart Florian Müller.
Mit einem Erfolg im abschließenden Vorrundenspiel gegen die Elfenbeinküste am kommenden Mittwoch kann das DFB-Team den Einzug ins Viertelfinale aus eigener Kraft perfekt machen. Dann fehlt allerdings Abwehrspieler Amos Pieper, der wegen einer Notbremse in der 67. Minute die Rote Karte sah. Nadiem Amiri (11.), Ragnar Ache (43.) und Felix Uduokhai (75.) erzielten am Sonntag in Yokohama die Treffer für die deutsche Mannschaft, die sich gegen den Außenseiter sehr schwer tat. Für Saudi-Arabien war Sami Al-Nadschi (30./50.) zweimal erfolgreich.
Kruse: «Das war heute ein Willenssieg»
«Man hat erkennen können, dass es ein bisschen besser geworden ist», sagte Trainer Stefan Kuntz und fügte mit Blick auf das weitere Turnier hinzu: «Was mich stolz macht ist, dass die Mannschaft extrem schnell zusammengewachsen ist. Du brauchst solche Spiele, wo du mit einem Sieg belohnt wirst.» Ähnlich sah es Amiri. «Wenn du solche Spiele gewinnst gibt dir das mehr Kraft als ein 3:0 oder 4:0», sagte er. «Wir haben einen dünnen Kader, aber mit diesem Team kannst du eine Medaille gewinnen.»
Dafür muss gegen die Elfenbeinküste, die Brasilien ein torloses Remis abtrotzte und punktgleich mit der Seleção (beide 4) die Gruppe D anführt, aber eine weitere Leistungssteigerung her. Kruse hat daran keine Zweifel: «Die wichtigste deutsche Eigenschaft, die Leidenschaft, war da. Das war heute ein Willenssieg.»
Team auf drei Positionen verändert
Nach der 2:4-Pleite im Auftaktspiel gegen Brasilien stellte Kuntz seine Startformation auf drei Positionen um. Eduard Löwen vom Bundesliga-Aufsteiger VfL Bochum ersetzte den gesperrten Kapitän Maximilian Arnold. Zudem durften Cedric Teuchert vom 1. FC Union Berlin und Stürmer Ache von Eintracht Frankfurt von Beginn an ran.
Das erwies sich als Glücksgriff. Ache belebte die Offensive und hatte schon in der 4. Minute die erste Chance des Spiels – sein Kopfball verfehlte aber knapp das Ziel. Sieben Minuten später bereitete Teuchert mit einem Pass in den Rücken der Abwehr die Führung durch Amiri vor. Nach einer halben Stunde war der Vorteil jedooch dahin. Einen Schuss von Salem Al-Dawsari wehrte Müller zu kurz ab, so dass Al-Nadschi zum Ausgleich abstauben konnte. Wieder agierte die deutsche Abwehr viel zu passiv.
Auch offensiv lief bei der Kuntz-Truppe nicht viel zusammen. Dennoch gab es vor der Pause noch einmal Grund zum Jubel. Nach einer weiten Flanke von Pieper scheiterte Ache mit einem Direktschuss zunächst am saudischen Torhüter, der Nachschuss des 22-Jährigen saß dann aber. Für den nachnominierten Ache war es bereits das zweite Turniertor.
Kurz nach Wiederbeginn folgte der nächste Rückschlag. Mit einem einfachen Doppelpass wurde die DFB-Abwehr einmal mehr ausgehebelt, und wieder finalisierte Al-Nadschi. Und es kam noch schlimmer. Pieper rammte den durchlaufenden Al-Dawsari und sah dafür nach Videobeweis die Rote Karte.
Doch plötzlich ging ein Ruck durch das dezimierte DFB-Team. Uduokhai traf nach einem Kruse-Eckball per Kopf, danach hätten Benjamin Henrichs und Ache die Führung sogar ausbauen können. Mit großer Leidenschaft wurde der knappe Vorsprung in der Schlussphase verteidigt, was Kuntz hervorhob: «Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie das letzte Korn gibt, bevor sie aufgibt.»