Meister im Dauertief – Das steckt hinter dem Eisbären-Frust

Das Dauertief der Eisbären Berlin hat auch den so erfahrenen Eishockey-Nationalstürmer Marcel Noebels verunsichert. «Vorsichtiger» sei er geworden, was die Prognose für die weitere Saison angehe, gibt der 30-Jährige unzufrieden zu. Zu schwankend und zu frustrierend lief es in den bisherigen 22 Liga-Spielen.

Das gewohnte Eisbären-Selbstverständnis ist dahin. «Viel schönreden kann ich leider nicht», sagt Noebels der Deutschen Presse-Agentur. Er glaube, dass die Mannschaft langsam verstehe, dass es «kein einfaches Jahr» werde. «Es wird noch schwieriger, weil es um viel geht. Wenn man die Playoffs nicht erreicht, wissen Sie, was hier los ist? Ich habe da keine Lust drauf.»

Noch ist die Vorrunde der Deutschen Eishockey Liga lang. Für Noebels fühlt sie sich noch länger an, weil es gerade keinen Spaß macht. Stand jetzt droht den Eisbären tatsächlich, die entscheidende Saisonphase zu verpassen. Am Sonntag kletterten die Berliner vom 13. auf den 12. und zugleich viertletzten Rang. Sie stehen unter dem Playoff-Strich und hinken den eigenen Ansprüchen weit hinterher. Die Abstiegsplätze sind näher als die Playoff-Ränge.

Noebel hofft auf dem richtigen Weg zu sein

Auch beim Außenseiter Schwenningen können die Berliner in der derzeitigen Form einen Sieg nicht fest einplanen. «Man hat ein bisschen Hoffnung, dass man jetzt auf dem richtigen Weg ist, um ins Rollen zu kommen», sagt Noebels, drückt aber sogleich seine Sorgen aus: «Ich hoffe nicht, dass ich am Mittwoch wieder ins tiefe Loch falle.»

Bisher fehlt es an Konstanz. Die vermeintlichen Top-Konkurrenten EHC Red Bull München und Adler Mannheim sind an der Tabellenspitze meilenweit enteilt. Auch von Tabellenplatz sechs und der direkten Viertelfinal-Qualifikation mag Noebels gar nicht reden. Es geht darum, den Abstand zu Platz zehn, der die erste Playoff-Runde garantiert, nicht abreißen zu lassen. «Die Spiele, die jetzt kommen, werden für uns entscheidend sein», sagt Noebels.

Aubin: «Es liegt immer noch viel Arbeit vor uns»

Am Sonntag zeigte sich das Team in Ansätzen leicht verbessert. Die Fans durften «Halleluja Berlin« trällern und ihre Schals schwenken. Zu drei Punkten reichte es auch beim 3:2 im Shootout gegen Düsseldorf nicht. «Es liegt immer noch viel Arbeit vor uns», sagt Aubin. Er sah vor allem am Freitag in der Niederlage gegen Nürnberg eine verpasste Chance.

Die Gründe dafür, dass die mit Nationalspielern gespickten Berliner derzeit wenig mit der Klasse des Titelträgers gemein haben, sind vielschichtig. Abgänge von Schlüsselspielern wie dem WM-Torhüter Mathias Niederberger, dem potenziellen NHL-Verteidiger Kai Wissmann und dem ehemaligen NHL-Stürmer Frans Nielsen, deuteten schon im Sommer eine möglicherweise schwierige Saison an. Aber so schwierig?

Schuld liegt nicht bei jungen Goalies

Immerhin sind die Verletzungsprobleme mittlerweile weniger geworden. Ausfälle hatten wie Leistungstiefs und Fehler zu vielen Niederlagen geführt. Die Neuzugänge konnten die Lücken nicht schließen, beispielsweise auf der Torhüter-Position. Niederberger war einer der Spieler, der den Unterschied ausmachte, als die Berliner nach acht titellosen Jahren 2021 die Serie von München und Mannheim durchbrachen und 2022 ihren Titel erfolgreich verteidigten. Derzeit darf er sich mit München über Platz eins freuen, die Eisbären dagegen müssen sich der Frage nach einem möglichen Torhüter-Problem stellen.

Das Experiment, auf die jungen Goalies Tobias Ancicka (21) und Juho Markkanen (20) zu setzen, sei ein «überraschender Weg», sagt Noebels. Die Krise sei aber nicht ihre Schuld. Nach zwei Meisterpartys gelte es schlicht nun, Eishockey zu «arbeiten». «Es ist eben nicht wie letztes Jahr, wo man sagt: «Wir machen das schon, das wird schon irgendwie.»»

Kristina Puck und Jan Schröder, dpa