Im WM-Kampf gegen einen überirdisch fahrenden Max Verstappen hilft Lewis Hamilton wohl nur noch Beistand von oben. Nach dem meisterhaften Mexiko-Statement des Formel-1-Spitzenreiters von Red Bull hechelt der Mercedes-Superstar immer weiter hinterher.
Vier Rennen vor dem Saisonfinale hat Verstappen seinen einzigen Widersacher schon satte 19 Punkte hinter sich gelassen. «Wir müssen beginnen, besser zu performen und vielleicht auch auf den Renngott hoffen», meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.
Verstappen in Weltmeister-Manier
«WM-Kampf bereits entschieden?», fragte der Schweizer «Blick» nach dem neunten Saisonsieg Verstappens am Sonntag. Und die Antwort drängt sich auf: ja! Warum? Weil Verstappen weltmeisterlich der Konkurrenz davonrast. Mit einem irren Bremsmanöver gegen Valtteri Bottas und Hamilton in der ersten Kurve der Eröffnungsrunde setzte sich der Niederländer an die Spitze und fuhr das Rennen sicher nach Hause.
«Wir geben alles, aber im Moment ist es nicht genug, um mit ihnen mithalten zu können», räumte Hamilton ein. Der ohnehin schon starke Honda-Motor von Red Bull arbeitet in der Höhenluft nochmal besser als die Antriebe der Konkurrenz. Da kann sich Hamilton abmühen, wie er will. Brasilien in der kommenden Woche dürfte Red Bull daher nochmal einen Vorteil verschaffen.
Hamilton muss hoffen, vor dem Wüsten-Triple Katar, Saudi-Arabien und Abu Dhabi in Reichweite zu Verstappen zu bleiben. Sonst erfüllt sich sein Traum vom historischen achten WM-Titel in diesem Jahr nicht und der Niederländer krönt sich erstmals. Wenn sie ihre Form «in die nächsten Rennen hinübernehmen», meinte Hamilton fast mahnend, «werden wir Probleme haben.»
Mercedes gibt nicht auf
Natürlich geben die Silberpfeile nicht auf. Aber Hamilton läuft die Zeit davon. Wenn sein Teamkollege Bottas wie in der ersten Kurve auch noch die Außenseite gegen Verstappen nicht entschlossen genug verteidigt, gehen ihm die WM-Argumente aus. «Ich bin ein ziemlich realistischer Mensch, aber ich liebe den Motorsport, weil alles passieren kann», beteuerte Mercedes-Teamchef Wolff. «Niemand von uns wird den Kurs je mit der Mentalität verlassen, dass es uns entgleitet.» Wolff versicherte: «Wir kämpfen weiter.»
Streng genommen steht Hamilton in Brasilien unter Siegzwang. Anders scheint er den auf höchstem Niveau fahrenden Verstappen mit dessen zuverlässigem Red Bull nicht mehr einzufangen zu können. «Ich habe natürlich das Gefühl, dass ich jedes Rennen gewinnen muss, denn wir brauchen diese zusätzlichen Punkte», räumte Hamilton ein.
Immerhin entriss Bottas dem WM-Führenden Verstappen den Extrapunkt für die schnellste Rennrunde. «Jeder Punkt zählt. Wir haben Weltmeisterschaften gesehen, die wegen eines halben oder eines ganzen Punktes verloren wurden», erinnerte Wolff, «daher muss man um jeden einzelnen kämpfen und dranbleiben.»
Verstappen wiederum will auf den entscheidenden Saisonmetern nur nicht nachlassen. «Ich denke nicht an den WM-Pokal, wir müssen bis zum Ende weiterkämpfen», betonte der 24-Jährige, der das bisher letzte Brasilien-Rennen 2019 gewinnen konnte.
Selbst an die vermeintliche Macht des günstigen Augenblicks will er nicht denken. «Ich glaube nicht an das Momentum. Wir müssen in jedem Rennen versuchen, die Details hinzubekommen», erläuterte er gelassen. «Die Dinge können sehr schnell schief gehen oder richtig laufen. Es wird also sehr eng und spannend bis zum Schluss.»