Mick Schumacher dank Doppelrolle zurück im Rennbetrieb

Mick Schumacher darf endlich wieder Rennen fahren – aber nicht in der Formel 1. Der 24-Jährige traut sich für die ersehnte Rückkehr in den Wettbewerb auf der Rennstrecke im kommenden Jahr eine knifflige Doppelrolle als Alpine-Stammpilot in der Langstrecken-WM und als Testfahrer bei Mercedes zu. «Für mich beginnt ein neues Kapitel», sagte Schumacher bei der Verkündung seines Engagements beim französischen Hersteller, das ihn auch zum legendären 24-Stunden-Klassiker nach Le Mans führen wird.

«Ich habe das Rennen fahren dieses Jahr schmerzlich vermisst. Es ist das, was ich liebe, seit ich ein Kind war. Und es war manchmal schwer, anderen Fahrern zuzuschauen, wenn sie auf die Strecke gehen», bekannte der Sohn von Formel-1-Rekordweltmeister Michael Schumacher.

Glock: «Es wird ihm helfen, was die Zukunft angeht»

In der Königsklasse des Motorsports hatte sich auch für die kommende Saison keine Chance als Stammpilot für Mick Schumacher ergeben. Immerhin darf er neben seinen Einsätzen auf der Langstrecke weiter auch als Formel-1-Reservist bei Mercedes bleiben und könnte dort bei einem Ausfall von Lewis Hamilton oder George Russell zu Grand-Prix-Einsätzen kommen. Das bestätigte das deutsche Werksteam vor dem Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi an diesem Wochenende.

Auf den ehemaligen Champion der Formel 2 und Formel 3 kommt damit ein äußerst reise-intensives und stressiges Jahr zu. In der Formel 1 ist die Rekordzahl von 24 Grand Prix geplant, in der Langstrecken-WM (WEC) stehen acht Runden an.

Für Schumacher ist der Wechsel in eine andere Rennserie fast eine logische Konsequenz, es ist die einzige Möglichkeit, weiter Rennerfahrung zu sammeln. Nach seiner Ausmusterung beim amerikanischen Haas-Team Ende 2022 nach zwei schweren Jahren hatte er für diese Saison kein Stammcockpit gefunden.

«Ich glaube, er hat viel gelernt in einem Top-Team, und das hat ihm mit Sicherheit in der Entwicklung geholfen», sagte Ex-Pilot Timo Glock der Deutschen Presse-Agentur über Mick Schumacher. «Es wird ihm helfen, was die Zukunft angeht.»

Er wisse jetzt genau, wo er anfangen müsse, um das Auto weiterzuentwickeln, hatte Mick Schumacher im August in einem dpa-Gespräch betont «Andererseits fehlt einem jedes Jahr, in dem man nicht fährt. Überwiegt das eine das andere? Das weiß ich nicht.»

Führt der Weg über Alpine zurück in die Formel 1?

Die Umstellung auf die Langstrecken-Boliden mit geschlossenem Dach war für Schumacher bei Testfahrten im Oktober zunächst ungewohnt. Er betrachtet die Herausforderung nun aber als «tolle Chance, meine Fähigkeiten als Fahrer zu verfeinern». Alpine-Sportdirektor Bruno Famin sagte: «Auch wenn es sein erster Ausflug auf die Langstrecke ist, ist seine Begeisterung für das Projekt und sein Wille, zu uns zu kommen, spürbar. Ich bin sicher, er wird ein Gewinn sein.»

Die Hoffnung, es doch noch mal als Stammfahrer in der Formel 1 zu schaffen, will Schumacher natürlich nicht aufgeben. Mit Alpine ist er nun bei einem Hersteller, der ebenfalls mit einem Rennstall in der Formel 1 vertreten ist. Mit dem dort angestellten Esteban Ocon ist Schumacher sehr gut befreundet.

Schumacher war 2020 in die Formel 1 aufgestiegen, im Jahr zuvor hatte er sich mit dem Gewinn der Formel-2-Meisterschaft empfohlen. Beim Haas-Team erlebte Schumacher aber zwei sehr durchwachsene Jahre mit eigenen Fehlern, einigen guten Rennen, aber vor allem einem Wagen, der im ersten Jahr viel zu schwach war.

In der zweiten Saison leistete er sich zunächst zwei schwere und kostspielige Unfälle, der ohnehin eher schwache öffentliche Rückhalt durch Teamchef Günther Steiner nahm weiter ab. Schließlich wurde er durch Landsmann Nico Hülkenberg (36) ersetzt, der schon einmal die 24 Stunden von Le Mans gewonnen hat.

Der Klassiker dürfte nun auch zum nächsten Renn-Highlight für Mick Schumacher werden. Die WM startet am 2. März in Katar. Im Luftlinie nicht mal 100 Kilometer entfernten Bahrain beginnt dann auch die Formel-1-Saison. Das Spektakel in Le Mans steigt am 15. und 16. Juni – mit Alpine-Stammfahrer Mick Schumacher.

Von Jens Marx und Christian Hollmann, dpa