Mick Schumachers Doppelrolle: Jahr der Entscheidung?

In diesem Jahr muss Mick Schumacher nicht ganz so leiden, selbst wenn er bei diesen Formel-1-Testfahrten mit Kopfhörern auf den Ohren, in Jeans und T-Shirt wieder nur als Ersatz in der Box von Mercedes dabei ist. Bis Freitag noch bereitet sich die Königsklasse des Motorsports auf dem Bahrain International Circuit auf die Saison vor, für die der 24 Jahre alte Rennfahrer wieder kein Stammcockpit bekommen hat.

Wie einst Vater Michael Schumacher

«Natürlich ist die Formel 1 weiterhin der große Traum und die große Liebe», sagte er zu Beginn eines Jahres, an dessen Ende die Chance auf die so ersehnte Rückkehr in ein Stammcockpit zumindest so groß wie lange vorher nicht mehr war und danach länger nicht mehr sein dürfte.

Auch, weil er in diesem Jahr zweigleisig fährt. Für den französischen Hersteller Alpine wird er in der Langstrecken-Weltmeisterschaft fahren und – wie einst sein Vater Michael vor dem Einstieg in die Formel 1 – bei den legendären 24 Stunden von Le Mans antreten.

Vielleicht werde es sein Start für eine Rückkehr in die Königsklasse, betonte Mick Schumacher bereits einmal. Nach zwei mühsamen Jahren für Haas unter dem damaligen Teamchef Günther Steiner war er vom amerikanischen Rennstall Ende 2022 ausgemustert worden.

Nachfolger von Hamilton bei Mercedes?

Seitdem hofft er auf ein Comeback, auf eine Wiederanstellung als Stammpilot. Dass ausgerechnet bei Mercedes nach dieser Saison das Cockpit von Lewis Hamilton frei wird, hatte auch Mick Schumacher überrascht. Mit dem Weggang vom Rekordweltmeister zu Ferrari, zu dessen Nachwuchsakademie Mick Schumacher auch mal gehörte, hatte er nicht gerechnet.

Zutrauen würde er sich, dessen Platz einzunehmen. «Es ist eine Position, die sehr viel Druck mit sich bringt», sagte er in einem RTL-Gespräch. Er fühle sich dem aber eigentlich gewachsen. Jede andere Aussage wäre auch alles, nur keine Eigenwerbung. Und die braucht Mick Schumacher.

Ob er aber wirklich eine Chance hat bei Mercedes? Teamchef Toto Wolff wollte auch mit Blick auf den Sohn von Rekordweltmeister Michael Schumacher, der bei den Silberpfeilen nach seinem Comeback für drei Jahre Ende 2012 von Hamilton abgelöst worden war, erst gar keine «romantischen Gedanken» aufkommen lassen.

Mick Schumacher könnte aber auf jeden Fall von der Bewegung auf dem Fahrermarkt profitieren, die durch Hamiltons Wechsel und mehrere Ende dieses Jahres auslaufende Verträge entstehen wird. Auch die beiden aktuellen Piloten von Alpine in der Formel 1, Pierre Gasly und Esteban Ocon, haben ihren Platz erstmal nur noch diese Saison per Vertrag sicher.

Er müsse schauen, dass für ihn die richtige Möglichkeit entstehe, sagte Mick Schumacher. Er dürfte auch ahnen: Wenn nicht nach dieser Saison, wird es eng mit einer Rückkehr in ein Stammcockpit.

Von Bahrain direkt weiter nach Katar

Helfen soll beim weiteren Bewerbungsjahr das Engagement in der World Endurance Championship (WEC). Welcher Stress und welche Strapazen auf ihn zukommen, spürt er diese Woche schon, wobei sich die Entfernungen seiner Arbeitsstätten dabei äußerst in Grenzen halten. Von der Wüste von Sakhir geht es auf direktem Weg auf den Lusail International Circuit bei Doha in Katar. Dort testet die WEC am Samstag und Sonntag vor dem Saisonauftakt, der wie der Große Preis von Bahrain am 2. März stattfindet.

Zu Überschneidungen kommt es in diesem Jahr im Doppeljob-Dienstplan von Mick Schumacher bei acht Langstrecken-Rennen insgesamt fünfmal. Auch deswegen dürfte Mercedes im 22 Jahre alten Dänen Fred Vesti nach Abschluss seines Juniorprogramms beim deutschen Autobauer einen weiteren Ersatzfahrer für diese Saison nominiert haben.

Mick Schumacher wird sich von all dem nicht allzu sehr ablenken, beirren oder beeinflussen lassen dürfen. Entspannt wirkt er auf jeden Fall vor der Stresssaison mit Karrierewegfaktor. Mit seiner dänischen Freundin genoss er jüngst ein paar Tage New York oder er zeigte sich mit ihr auf dem roten Teppich in Frankfurt am Main.

Entschlossen mit einem klaren Ziel ist er ohnehin. Hoffentlich könne er den Leuten in der Formel 1 beweisen, dass er immer noch eine Chance in der Königsklasse des Motorsports verdiene. «Und dass ich hierher gehöre», betonte er bereits.

Von Jens Marx und Martin Moravec, dpa