Bester Laune schrieb Malaika Mihambo nach ihrem kurzen, aber fulminanten Auftritt im Olympiastadion von Rom Autogramme für die Fans. Mit ihrem ersten Sieben-Meter-Sprung dieses Jahres katapultierte sich die 30-Jährige in die Favoritenrolle für ihren zweiten Europameistertitel an diesem Mittwochabend (20.54 Uhr/ZDF). Kein Wunder also, dass nach dem Satz auf 7,03 Meter im ersten Versuch der Qualifikation einige der wenigen Fans im sonst wieder einmal fast leeren Stadion kamen, um auf der erhöhten Weitsprung-Anlage eine Unterschrift der Olympiasiegerin und zweimaligen Weltmeisterin zu erhaschen.
Auch Titelverteidiger Julian Weber machte zwei Jahre nach seinem Triumph in München Lust auf den großen Schlussabend in Rom und erreichte mit 85,01 Metern als Bester das Finale – allerdings erst nach zwei schwächeren Würfen in der Qualifikation. Beim EM-Abschluss dabei sind auch alle vier deutschen Staffeln nach guten Leistungen am Dienstag, 800-Meter-Läuferin Majtie Kolberg weckte ebenfalls leise Medaillenhoffnungen.
Mihambo liefert die geforderte Weite im ersten Versuch
Der souveräne Auftritt der Wettkampf-Spezialistin Mihambo hinterließ indes am meisten Eindruck. Ein Jahr nach ihrem Muskelfaserriss, der sie um die WM-Teilnahme gebracht hatte, präsentierte sich die Vorzeigeathletin aus Heidelberg stark wie zu besten Zeiten. Der Plan, das eigene, positive Gefühl auch in einen gültigen Versuch in einem Wettkampf umzusetzen, ging gleich auf.
«Mir war schon klar, dass die Form gut ist. Von daher wusste ich schon, dass es weit gehen kann», sagte Mihambo und freute sich über die sieben Meter. Wichtiger war ihr aber, die geforderte Weite im ersten Versuch abzuliefern. Für das Finale nimmt sie sich vor, «natürlich da anzuknüpfen, wo ich heute angefangen habe». Auf dem Sieg in der Qualifikation will sich Mihambo nicht ausruhen, wieder solide starten und dann zeigen, was sie drauf hat.
Zwei Jahre nach EM-Silber in München, das sie sich noch angeschlagen nach einer Corona-Infektion erkämpfte, stehen die Chancen auf Gold gut. Titelverteidigerin und Weltmeisterin Ivana Spanovic aus Serbien fehlt ebenso wie Hallen-Europameisterin Jazmin Sawyers aus Großbritannien. Mit im Finale dabei ist als zweite Deutsche Mikaelle Assani.
Weber in der Qualifikation mit der besten Weite
Auch im Speerwurf (20.28 Uhr) sind in Julian Weber und Talent Max Dehning zwei Deutsche in der Medaillenausscheidung dabei. Weber startete mit 78,76 Metern und 80,18 Metern vergleichsweise schwach, ehe er im letzten Versuch noch zeigte, was er wirklich kann und die geforderten 82,00 Meter um drei Meter überbot.
Danach schüttelte Weber leicht den Kopf, hob fragend an sich selbst die Arme, ehe er doch lächelnd die Faust ballte. «Ich bin es ein bisschen zu entspannt angegangen. Ich bin davon ausgegangen, dass ich so ein Pfund drauf habe, dass ich mit einem schönen lockeren, technisch sauberen Wurf die 82 Meter abhaken kann», berichtete er danach. «Dann habe ich gemerkt, ich sollte vielleicht doch ein bisschen mehr Gas geben.»
Mit zu viel Selbstvertrauen will er am Mittwoch nicht antreten. Stattdessen lautet sein Plan: «Jetzt kann ich direkt Vollgas reingehen, da mache ich dann ernst.» 90-Meter-Werfer Max Dehning schaffte mit 80,52 Metern als Zwölfter und Letzter gerade noch die Qualifikation für sein erstes großes Finale.
Als Titelverteidigerinnen wie Weber sind auch die deutschen Sprinterinnen am Start. Nach Umbesetzungen hat das Quartett um Gina Lückenkemper genau wie die deutschen Männer, die ihren Vorlauf gewannen, eher Außenseiterchancen auf Edelmetall.