Das Geld lockt in die Wüste. Seit einigen Wochen schon sind deutsche Springreiter bei Turnieren in Katar, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten unterwegs. Und es werden immer mehr.
«Es ist deutlich umfangreicher geworden», sagte Bundestrainer Otto Becker zu der Expansion: «Und die Turniere sind größer geworden.» Für den Coach und die Topreiter sind das mit Blick auf die Olympischen Spiele «besondere Herausforderungen», wie der Nationaltrainer es nennt.
Am Sonntag steht für die Nationalmannschaft in Abu Dhabi die erste Station der neuen League of Nations auf dem Programm. Die Serie von Nationenpreisen ist vom Weltverband Fei wieder einmal reformiert worden und startet nicht zufällig zum ersten Mal in der Hauptstadt der reichen Emirate. 1,277 Millionen Euro beträgt das Preisgeld des Turniers.
«Im Olympia-Jahr alle Nationenpreise zu besetzen, ist nicht immer einfach», sagte der Bundestrainer. Am Sonntag setzt Becker zunächst auf David Will und Christian Ahlmann, die bereits seit Wochen in der Region unterwegs sind. Zum Quartett gehören außerdem Christian Kukuk und Jörne Sprehe, die zuletzt zur Saisonvorbereitung in Spanien waren und nun einfliegen.
Viele Flüge stehen an
In Kürze werden immer mehr europäische Spitzenreiter auf der Arabischen Halbinsel antreten. Allein in Doha gibt es innerhalb von sechs Wochen vier Turniere auf Fünf-Sterne-Niveau. Zum Vergleich: In Deutschland sind es im gesamten Jahr 2024 fünf Turniere der höchsten Preisgeld-Kategorie.
Der katarische Veranstalter organisiert schon länger Turniere im modernen Reitsportzentrum Al Shaqab, aber so viele und lukrative waren es noch nie. Spätestens, wenn am ersten März-Wochenende die Global Champions Tour in Doha startet, werden fast alle Weltklasse-Reiter einfliegen. In Saudi-Arabien gibt es in diesem Jahr die Abschluss-Etappe der Millionen-Serie und schon im April das Final-Turnier des Weltcups.
«Es kommen ein paar Flüge dazu», sagte der Bundestrainer. «Unser Sport ist deutlich globaler geworden.» Einige Reiter pendeln, so wie zuletzt Will und Ahlmann. Für das Weltcup-Turnier in Leipzig reisten sie zurück nach Deutschland und ritten eine Woche später schon wieder in Schardscha, einem der Emirate.
«Wenn die Pferde vor Ort bleiben, ist das okay», sagte der Bundestrainer über die Pendelei: «Für die Reiter ist das allerdings deutlich aufwendiger.» Gerade bei den Kader-Reitern, die sich Hoffnungen auf ein Ticket für die Olympischen Spiele machen, «bedeutet es, dass sie noch sorgfältiger planen müssen».
Preisgeld ist ein wesentlicher Faktor
Ahlmann war in diesem Jahr schon zweimal in der Region und reiste nun für den Einsatz im Nationalteam nach Abu Dhabi. «Das ist Aufwand, aber es lohnt sich», sagte der Reiter, dessen Pferde vor Ort blieben. Nach einem schwierigen Jahr mit Verletzungen hat der Doppel-Europameister von 2003 sich für die neue Saison mehrere Turniere im Nahen Osten ausgesucht.
Nach dem Nationenpreis am Sonntag reist der Olympia-Kandidat zurück – und fliegt schon in ein paar Wochen mit anderen Pferden nach Katar. «Die Turniere in Doha sind extrem gut», sagte der Vielflieger. Der 49 Jahre alte Routinier sieht es pragmatisch: «Ob ich nach Madrid flieg oder nach Doha, ist fast gleich.»
Das Preisgeld ist ein wesentlicher Faktor, der Reiter vermehrt in die Wüstenstaaten lockt. Einige sind zudem «auch geschäftlich engagiert», wie der Bundestrainer erklärt. Vor allem der Pferdehandel ist für viele eine wichtige Finanzierung des Sports. David Will, der wie Sophie Hinners und Jörg Naeve sogar am 24. Dezember in Abu Dhabi ritt, ist zudem Trainer der saudischen Nationalmannschaft.