Mit Red Bull in die Weltspitze? Coup für deutsches Rad-Team

Erst Superstar Primoz Roglic, nun Top-Sponsor Red Bull: Der deutsche Rennstall Bora-hansgrohe steht vor dem nächsten Coup und könnte mit dem finanzkräftigen Geldgeber in die absolute Weltspitze des Radsports aufsteigen.

Der Salzburger Großkonzern will 51 Prozent an der WorldTour-Mannschaft von Teamchef Ralph Denk übernehmen. Eine dementsprechende Zusammenschlussanmeldung ging Ende Dezember bei der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) ein, wie diese schon am Dienstag auf ihrer Homepage mitteilte.

Das Bora-Team bestätigte in einer Mitteilung die angestrebte Partnerschaft. Als Partner der Betreibergesellschaft von Denk werde Red Bull «das Portfolio der bestehenden langjährigen Hauptsponsoren ergänzen, die sich weiterhin langfristig im Team engagieren», hieß es. Weiter wollte das Team den Deal nicht kommentieren, da die Antragsfrist zum Erwerb der Mehrheitsanteile am Bora-Rennstall bei der Bundeswettbewerbsbehörde erst am 26. Januar endet.

Red-Bull-Einstieg soll Lücke zu Top-Teams schließen

Für das deutsche Team wäre es der nächste Coup, nachdem die Mannschaft für die neue Saison gerade erst den Giro-d’Italia-Gewinner Primoz Roglic aus Slowenien verpflichten konnte. Durch den Einstieg des finanzkräftigen Sponsors lässt sich für Denk womöglich auch die Lücke zu den Top-Teams wie Visma-Lease a Bike, UAE oder Ineos schließen, die in den vergangenen Jahren den Radsport beherrscht hatten.

Es gebe definitiv eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, hatte Denk im vergangenen Jahr der Deutschen Presse-Agentur gesagt. «Wenn man sich die Rennen anschaut, sind es einige Teams und Superstars, die das sehr beherrschen. Es ist die berühmte Nadel im Heuhaufen, wenn man sie in den eigenen Reihen hat, ist das natürlich geil.» Mit Roglic will Bora-hansgrohe in diesem Jahr bei der Tour de France in den Zweikampf zwischen Titelverteidiger Jonas Vingegaard (Dänemark) und dem zweimaligen Champion Tadej Pogacar (Slowenien) eingreifen.

Red Bull unterstützt bereits einzelne Radsportler

In der Zukunft ist das Bora-hansgrohe-Team dann womöglich auf Augenhöhe zu den Branchenführern, die bislang mit einem Budget von rund 50 Millionen Euro pro Jahr schätzungsweise das Doppelte zur Verfügung hatten wie die deutsche Mannschaft. Es wäre der nächste Schritt einer Reise, die 2010 in den Niederungen des Radsports begann. Stück für Stück arbeitete sich die Denk-Mannschaft nach oben, 2014 kam es zur Tour-Premiere, 2017 gab es mit der Verpflichtung des dreimaligen Weltmeisters Peter Sagan (Slowakei) den nächsten Schub. Höhepunkt war bislang der Giro-Gewinn durch den Australier Jai Hindley 2022.

Red Bull, das vor allem in der Formel 1, im Fußball und in den Extremsportarten erfolgreich unterwegs ist, war bisher nicht als Teamsponsor im Radsport aufgetreten. Zu Bora-hansgrohe gab es aber bereits seit geraumer Zeit Verbindungen im Scouting und im Performance-Bereich. Das österreichische Unternehmen unterstützte unter anderem auch Bora-Profi Anton Palzer, der einst ein erfolgreicher Skibergsteiger war und den Seitenwechsel wagte. Auch der belgische Star Wout van Aert und der britische Mountainbike-Olympiasieger Tom Pidcock werben mit Red Bull auf dem Helm.

Von Stefan Tabeling, dpa