Erst nach dem Schlusspfiff wirkte Edin Terzic wie von schweren Lasten befreit. Zur Freude des Dortmunder Trainers blieb ihm beim 1:0 (1:0) über die TSG 1899 Hoffenheim ein böses Erwachen erspart.
Anders als beim historischen Last-Minute-Blackout gegen Bremen (2:3) rettete sein Team trotz zittriger Schlussphase den Vorsprung über die Zeit. Rechtzeitig vor dem Start in die Champions League gegen den FC Kopenhagen scheint der BVB zurück in der Spur. «Wenn man das vergleicht mit dem, was gegen Werder passiert ist, war es ein deutlicher Fortschritt. Wir haben uns die Punkte zurückgeholt, die wir vorher liegen lassen haben», sagte der Coach.
Eine Woche nach dem ebenfalls verdienten, aber am Ende gefährdeten 1:0 bei Hertha BSC betrieb der Revierclub weitere Wiedergutmachung für die Schmach gegen Bremen. Die durch den frühen Treffer von Marco Reus (16. Minute) veredelte beste Saisonleistung werteten alle Beteiligten als gelungene Generalprobe für den Gruppenauftakt in der europäischen Königsklasse am Dienstag (18.45 Uhr/Amazon) gegen den dänischen Meister an gleicher Stätte. «Nach dem letzten Heimspiel waren wir geschockt und haben versucht, in die nächste Welle zu kommen. Es war wichtig, in den Flow zu kommen. Dann geht alles ein bisschen leichter», sagte Kapitän Reus.
Leichtigkeit fehlt noch
Doch bei allem Stolz über die famose Leistung vor allem in der 1. Halbzeit blieben Mängel unverkennbar. Von der Leichtigkeit eines Spitzenteams, das Spiele auch mal ohne maximalen Aufwand gewinnt, ist die Borussia derzeit noch entfernt. Wie schon bei den bisherigen Erfolgen über Leverkusen (1:0), Freiburg (3:1) und Hertha BSC wurde auch das Duell mit den zuvor punktgleichen Hoffenheimern zu einem Kraftakt. «Ein kleines Manko ist es, dass wir den Sack nicht zumachen. Am Ende war es ein bisschen zittrig. Wir müssen uns den Gefallen tun, uns erst gar nicht in eine solche Situation zu manövrieren», empfahl Offensivspieler Julian Brandt.
Ähnlich wie der Nationalspieler beklagte auch Terzic den wenig konsequenten Umgang mit Torchancen: «Man sieht eine Entwicklung, man sieht einen Prozess. Aber jetzt müssen wir noch lernen, wie wir die Bälle ins Netz jagen.» Immerhin geriet die Defensive gegen die nach der Pause stärker aufspielenden, aber zumeist harmlosen Gäste nicht wieder ins Wanken. «Am Ende waren wir in unserer Torverteidigung sehr seriös und sind mit der Situation professionell umgegangen», befand der Coach.
Youngster verletzt
Getrübt wurde die Dortmunder Freude durch die Verletzung von Jamie Bynoe-Gittens. Bei einem vermeintlich harmlosen Laufduell mit Ozan Kabak zog sich das 18 Jahre alte Talent eine Schulterverletzung zu und musste noch vor der Pause durch Thorgan Hazard ersetzt werden. «Die Schulter war raus. Das ist unglaublich», klagte Terzic mit Bezug auf ähnliche Vorfälle in der noch jungen Saison bei Nico Schlotterbeck und Mahmoud Dahoud. Mit einer schwarz-gelben Schulterschlinge verließ Bynoe-Gittens in der Nacht das Stadion, sein Einsatz am Dienstag gegen Kopenhagen scheint unwahrscheinlich. «Wir hoffen, dass er möglichst schnell zurückkommt», sagte Terzic.
Ähnliche Hoffnungen haben sich bei Dahoud zerschlagen. Der 26 Jahre alte BVB-Taktgeber, der sich gegen Bremen die Schulter ausgerenkt hatte, muss sich einem Eingriff unterziehen. «Wir haben uns zu einer Operation entschlossen», sagte Sportdirektor Sebastian Kehl bereits vor dem Anpfiff der Partie gegen Hoffenheim und ergänzte, dass der Nationalspieler «bis November nicht spielen kann».