Um einen drohenden Taifun, der Kurs auf die japanische Hauptinsel Honshu nimmt, macht sich Stefan Kuntz bislang wenig Gedanken. Momentan sei es einfach nur warm, sagte der Trainer der deutschen Olympia-Fußballer in einer Medienrunde.
Sorgen bereiteten dem Saarländer vor dem zweiten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien am Sonntag (13.30 Uhr MESZ/ARD und Eurosport) vielmehr die personellen Engpässe. Neben dem gelb-rot-gesperrten Maximilian Arnold sind vier Akteure mit einer Gelben Karte vorbelastet.
«Wir haben auch noch ein drittes Gruppenspiel. Die Auswahlmöglichkeit ist nicht groß», sagte Kuntz. Schon gegen Saudi-Arabien könne die Mannschaft aufgrund des auf 14 Spieler geschrumpften Kaders nicht mehr ihr gesamtes Wechselkontingent ausschöpfen. «Wie kriegen wir es noch sicher hin, dass wir auch im dritten Spiel noch einigermaßen personelle Auswahlmöglichkeiten haben?», fragte der 58-Jährige.
Die Fakten zum zweiten Gruppenspiel:
ENDSPIEL: Nach jeweils einer Niederlage im ersten Gruppenspiel stehen Deutschland und Saudi-Arabien unter Zugzwang. Eine weitere Pleite würde wohl das Aus bedeuten. «Jeder, der die Tabelle lesen kann, weiß, dass es Sonntag schon ein Endspiel ist», fasste Max Kruse die aktuelle Situation zusammen. Um sich das letzte Fünkchen Motivation zu holen, nahm ein Großteil der DFB-Akteure am Freitagabend an der Eröffnungsfeier in Tokio teil. «Kopf frei kriegen und Spirit mitnehmen», sagte Kuntz.
KOMMUNIKATION: Viele Informationen hat der Trainer über den nächsten – relativ unbekannten – Gruppengegner nicht. «Sie sind sehr laut und reden sehr viel miteinander», entgegnete der Saarländer schmunzelnd auf die Frage, was man von Saudi-Arabien erwarten könne. Ein bisschen mehr Kommunikation auf dem Feld würde auch dem deutschen Team nicht schaden. Vor allem in der Defensive klafften nach Abstimmungsproblemen gegen Brasilien oft riesige Lücken. «Die taktischen Richtlinien, die wir der Mannschaft mitgegeben hatten, wurden teilweise in die Tonne gekloppt», sagte Kuntz.
FÜHRUNGSSPIELER: Die Binde des Mannschaftskapitäns übernimmt Max Kruse anstelle des gesperrten Arnold. Mit 33 Jahren ist der Profi von Union Berlin der erfahrenste Mann im DFB-Kader. Kuntz hatte den Offensiv-Akteur zuletzt als wichtigen Anker innerhalb der Mannschaft bezeichnet, «an dem sich der ein oder andere orientieren kann». Bei den Gegnern ruhen die Hoffnungen auf Salem Al Dawsari – auch «El Tornado» genannt. Seitdem er sein Team bei der Weltmeisterschaft 2018 zum 2:1-Sieg über Ägypten geschossen hat, gilt er als Star im Team. Auch zum Auftakt gegen die Elfenbeinküste (1:2) erzielte er den einzigen Treffer für seine Mannschaft.
VORBEREITUNG: Auch wenn die deutschen Olympia-Fußballer auf dem Papier klarer Favorit sind, sollte die Kuntz-Truppe die Grünen Falken nicht unterschätzen – im Gegensatz zur DFB-Elf sind die Gegner ein eingespieltes Team. Seit Herbst vergangenen Jahres haben die Spieler von Saudi-Arabien zur Olympia-Vorbereitung sechs Trainingslager absolviert – unter anderem mehrere Wochen in Marbella und Bukarest. Das deutsche Team trainiert hingegen erst seit Japan zusammen und spielte gegen Brasilien erstmals in der Formation.