Musiala ist «Messi-like» – WM mit souveränen Bayern

Jamal Musiala schaute im wärmenden Parka fast verlegen zu Boden und nahm nach der nächsten Gala die Glückwünsche seiner Bayern-Kollegen entgegen. Das Münchner Star-Ensemble präsentierte sich angeführt von dem 19 Jahre alten Ausnahmetalent beim FC Schalke 04 bereits in WM-Form und festigte die Bundesliga-Tabellenführung. Beim Gang Richtung Fankurve schallte es Musiala & Co schon entgegen: «Deutscher Fußballmeister FCB.»

Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann besiegte das Liga-Schlusslicht am Samstag verdient mit 2:0 (1:0). Vor 62.271 Zuschauern in Gelsenkirchen zeigten die Offensivkünstler der Münchner ihr ganzes Können – auch wenn es diesmal keinen Kantersieg der Torfabrik gab. Serge Gnabry in der 38. Minute und Eric Maxim Choupo-Moting in der 52. Minute trafen für den FC Bayern gegen wacker kämpfende, vorne aber größtenteils harmlose Schalker. «Es war wichtig, dass wir fokussiert bleiben, dass wir mit dem Kopf da sind und nicht übertreiben mit irgendwelchen Schnörkeleien», sagte Bayerns Nationalkeeper Manuel Neuer, einst ein Schalker.

Zehnter Sieg in Folge

«Das ist der FC Bayern München», betonte Torschütze Choupo-Moting, den die Vergleiche mit dem ehemaligen Bayern-Torjäger Robert Lewandowski auch nicht nerven: «Wir schauen auf uns, ich schaue auf meine Performance. Wir arbeiten dafür hart.» Und Nagelsmann blickte mit der Hoffnung nach vorn, «dass es im neuen Jahr nach Weihnachten genauso weiter geht».

Für den Spitzenreiter war es der zehnte Pflichtspielsieg in Serie. Zumindest bis Sonntag beträgt der Vorsprung auf Rang zwei und RB Leipzig sechs Punkte. Schalke hat dagegen schon fünf Zähler Rückstand auf den Relegationsplatz, dennoch wurden die Spieler minutenlang von ihren Fans gefeiert.  «Man sieht, es ist etwas Besonderes hier zu spielen», sagte Bayerns ehemaliger Schalker Torjäger Choupo-Moting.

Die Bayern übernahmen erwartungsgemäß von Beginn an das Kommando. Das Nagelsmann-Team ließ den Ball ansehnlich durch die eigenen Reihen laufen, kam gegen die gut organisierte Schalker Defensive zunächst aber nicht durch. Fußballerische Nachteile kompensierten die Gastgeber mit viel Einsatz und Kompaktheit im Spiel gegen den Ball.

Nagelsmann hatte eine offensive Aufstellung gewählt. Rechtsverteidiger Noussair Mazraoui, der mit Oberschenkelproblemen nicht für einen Startelfeinsatz infrage kam, wurde in der Abwehr durch Mittelfeldspieler Joshua Kimmich ersetzt. Von den sieben deutschen WM-Teilnehmern war nur der angeschlagene Thomas Müller wie angekündigt nicht dabei.

«Er hat extrem lebendige Füße»

Die Bayern zeigten die bessere Spielanlage, die erste wirklich gute Chance hatte aber Schalke. Marius Bülter enteilte Kimmich auf der Außenbahn, zog in die Mitte, scheiterte aus spitzem Winkel aber an Nationaltorwart Manuel Neuer (24.). Auf der Gegenseite klärte Tom Krauß kurz vor der Linie einen Gnabry-Kopfball.

Der Druck der Bayern nahm nun zu. Choupo-Moting hatte noch Pech, als er per Kopf am Pfosten scheiterte. Eine Co-Produktion zwei deutscher WM-Fahrer brachte die Bayern-Führung: Der erneut sehr spielfreudige Musiala legte im Strafraum mit der Hacke ab, Gnabry schoss flach zum 1:0 ein. «Das ist Zauberei, das ist Messi-like», schwärmte Ex-Weltmeister Lothar Matthäus als Experte des Senders Sky über Musiala. «Er hat extrem lebendige Füße», lobte Nagelsmann und meinte: «Er hat einfach extrem viel Talent.»

Und die Bayern legten nach. Von einem möglichen WM-Schongang war nichts zu sehen. Einen Konter wie aus dem Lehrbuch schloss Choupo-Moting zum 2:0 ab – wieder hatte Musiala stark vorbereitet.

Ohne Pause zur WM

Schalke gab nicht auf. Wille und Einsatzbereitschaft waren der Mannschaft von Coach Thomas Reis nicht abzusprechen. Das reichte aber nicht, um die souveränen Bayern noch einmal ernsthaft zu gefährden. Gnabry verpasste es frei vor Schalke-Torwart Alexander Schwolow, den Sieg noch höher zu gestalten. Ein Tor von Musiala, der sich zehn Minuten vor Schluss schon mal bei seiner Auswechslung von den Bayern-Fans feiern lassen durfte, zählte wegen einer Abseitsstellung nicht.

Für die Weltmeisterschafts-Reisenden geht es nun praktisch ohne Pause weiter. Schon an diesem Sonntag versammelt Bundestrainer Hansi Flick seinen Katar-Kader in Frankfurt. Die Bayern-Spieler dürften bestens gelaunt erscheinen.

Thomas Eßer, dpa