Nach Auftakt-Frust: Deutsche Handballer schauen nach vorn

Bei einem gemeinsamen TV-Abend im Olympischen Dorf wandelten Deutschlands Handballer den Spanien-Frust in neue Angriffslust um.

«Wir können uns weiter ärgern. Aber die wichtigste Aufgabe ist es jetzt, uns auf das nächste Spiel zu konzentrieren und alles dafür zu tun, die Punkte mitzunehmen», appellierte Bundestrainer Alfred Gislason am Sonntag mit Blick auf das zweite Gruppenspiel gegen Argentinien. Nach dem bitteren 27:28 im Auftaktduell mit dem Europameister steht die DHB-Auswahl am Montag (04.00 Uhr/ZDF und Eurosport) schon unter Druck. «Wir müssen unbedingt gewinnen», betonte Gislason.

Blick nach vorn auf Argentinien

Der unglückliche Fehlstart wirkte bei den deutschen Spielern noch einige Stunden nach. «Wir haben in den Appartements zusammengesessen und noch ein bisschen Olympia geschaut. Die Trainer haben das Spiel gegen Spanien taktisch analysiert, die Spieler haben das sicher eher emotional getan», berichtete DHB-Sportvorstand Axel Kromer und ergänzte: «Es war natürlich ein Rückschlag in dem Bestreben, bestmöglich durch die Vorrunde zu kommen. Aber jetzt schauen wir nach vorn und nur auf Argentinien.»

Die Südamerikaner verloren zum Auftakt gegen Rekord-Weltmeister Frankreich deutlich mit 27:33, dennoch warnte Gislason vor einer Unterschätzung des Gegners. «Das ist eine sehr kampfstarke und technisch gute Mannschaft. Man darf nicht einen Moment abschalten. Wir müssen bereit sein, die gesamte Zeit mit der gleichen Intensität zu kämpfen wie die Argentinier», forderte der Bundestrainer.

Gegen Spanien entschieden am Ende Kleinigkeiten

Auch wenn es für die DHB-Auswahl im dramatischen Auftaktspiel gegen abgezockte Spanier kein Happy End gab, machte der Auftritt Mut für die kommenden Aufgaben. «Die Mannschaft kann mitnehmen, dass sie sehr gut gespielt hat, wenn auch nicht perfekt», sagte Gislason.

Ähnlich bewertete Torwart-Oldie Johannes Bitter die Vorstellung vor leeren Rängen im Yoyogi National Stadium. «Wir sind absolut auf Augenhöhe gewesen mit Spanien und hätten einen Sieg verdient gehabt», sagte der 38-Jährige und feuerte seine Teamkollegen an: «Noch ist nichts passiert. Es geht weiter, weiter, weiter. Wir haben noch vier Spiele und müssen uns die bestmögliche Ausgangsposition schaffen.»

Im Duell mit dem Europameister entschieden am Ende Kleinigkeiten gegen die DHB-Auswahl. Vor allem die umstrittenen Pfiffe der Schiedsrichter, die bei zwei deutschen Toren in der Schlussphase auf Stürmerfoul entschieden, trieben den Puls der Spieler nach dem Abpfiff noch einmal in die Höhe. «Wenn die beiden Aktionen nicht abgepfiffen werden, ist das Spiel für uns entschieden», haderte Kreisläufer Hendrik Pekeler. «Es ist einfach bitter und schmerzt sehr, dass wir nach einem guten Spiel nichts mitnehmen. Das hätte unsere Situation in der Vorrunde extrem verbessert.»

Ähnlich sah es Gislason. «Ärgerlich ist das schon, dass die Spanier dabei einen kleinen Bonus hatten», kritisierte der 61 Jahre alte Isländer. «Es ist ein enttäuschender Start, denn wir hatten mehr verdient.» Das erhoffte Erfolgserlebnis wollen sich seine Schützlinge nun gegen Argentinien holen, bevor es zu den nächsten Topduellen mit Frankreich und dem EM-Dritten Norwegen kommt. Gislason bewertete die Ausgangslage gewohnt pragmatisch: «Wir haben leider keine Punkte, die müssen wir jetzt gegen andere Teams machen.»

Von Eric Dobias, dpa