Nach Talfahrt: Hoffenheim trennt sich von Trainer Hoeneß

Die zweijährige Zusammenarbeit zwischen der TSG 1899 Hoffenheim und Sebastian Hoeneß endete mit guten Wünschen – und wohl nicht ganz leichten Herzens.

«Viel Erfolg für die Zukunft», wünschte Hoeneß dem Fußball-Bundesligisten nach der Bekanntgabe seiner Ablösung als Cheftrainer. Damit reagierten die Kraichgauer auf den schwachen Saisonendspurt, bei dem die Mannschaft mit neun sieglosen Partien zum zweiten Mal unter der Regie von Hoeneß die Qualifikation für den internationalen Wettbewerb verspielt hatte.

«Unsere Wertschätzung für den Trainer und Menschen Sebastian Hoeneß haben wir in den zurückliegenden Monaten stets klar zum Ausdruck gebracht», sagte Sportdirektor Alexander Rosen. «Auch deshalb ist uns die Entscheidung nicht leichtgefallen.» Wer zur Saison 2022/23 Nachfolger des 40-jährigen Neffen von Uli Hoeneß wird, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Hoeneß hatte einen Vertrag bis Sommer 2023.

Nach Adi Hütter bei Borussia Mönchengladbach, Markus Weinzierl beim FC Augsburg und Florian Kohfeldt beim VfL Wolfsburg ist Hoeneß bereits der vierte Bundesliga-Chefcoach, der nach Saisonende geht. Absteiger SpVgg Greuther Fürth präsentierte zudem Marc Schneider als Nachfolger von Stefan Leitl, der zu Hannover 96 wechselt.

Qualifikation für Europa erneut verpasst

Die Anerkennung von Rosen für den nun geschassten Coach, den er im April im «Kicker» als «coolen, ehrlichen Typen, starken Kommunikator und absoluten Fußballfachmann», gepriesen hatte, scheint ehrlich zu sein. Angesichts der sportlichen Talfahrt in der Endphase der Saison nützte dieses gute Miteinander aber nichts. Nach neun Spielen in Serie ohne Sieg war erneut der Einzug in den Europacup verspielt und der Anspruch der Hoffenheimer nicht erfüllt worden.

«Wir müssen uns nach einer bereits vor dem letzten Spieltag begonnenen Analyse eingestehen, dass die Ergebnisse und Ereignisse in den vergangenen zwei Monaten viel von den zahlreichen positiven Aspekten, die diese Saison bereithielt und uns zwischenzeitlich bis auf Platz vier brachten, überschattet haben», erklärte Rosen.

Da retteten auch die mildernden Umstände für den noch jungen Coach nicht, der Nachwuchstrainer bei Bayern München war und in Hoffenheim sein Bundesligadebüt gab. In seiner ersten Saison landete er mit den Kraichgauern – gebeutelt von vielen Corona-Fällen und Verletzungen – auf Rang elf. Diesmal schien angesichts des starken Kaders mehr möglich, bis Mitte März die große Krise begann.

Rosen plant weitere Veränderungen

«Wir wussten die Umstände, die Sebastian bei seiner ersten Trainerstation im Profifußball dauerhaft begleitet haben, immer sehr genau zu bewerten», sagte Rosen. Dies sei immer in die Bewertung der Arbeit von Trainer und Mannschaft eingeflossen. Der jähe Absturz in am Ende der Spielzeit hätten die zahlreichen positiven Aspekte mit zwischenzeitlich Tabellenplatz vier aber «überschattet».

Nun gehe es nach den Enttäuschungen der vergangenen Wochen auch darum, «den Blick wieder nach vorne zu richten und eine neue Energie für die kommende Saison zu entfachen», sagte Rosen und betonte: «Dazu werden wir nicht nur Veränderungen auf der Trainerposition vornehmen.»

Von Andreas Schirmer und Patrick Reichardt, dpa