Seine weiter intakte Medaillenchance im Einzel tröstete Alexander Zverev nicht über das Viertelfinal-Aus im Doppel hinweg. Genervt und frustriert kam der beste deutsche Tennisspieler nach der Niederlage mit Jan-Lennard Struff im Ariake Tennis Park vom Platz.
«Ich hatte schon den Traum, zwei Medaillen hier für Deutschland zu gewinnen», sagte der 24-Jährige nach dem allerdings verdienten 3:6, 6:7 (4:7) gegen die US-Amerikaner Austin Krajicek und Tennys Sandgren. «Ich hoffe, dass ich es jetzt in einem Wettbewerb packen kann», schob Zverev hinterher: «Ich werde jetzt versuchen, die Enttäuschung ein bisschen rauszubekommen.»
Im Viertelfinale wartet Chardy
Schon am morgigen Donnerstag (3. Spiel nach 08.00 Uhr MESZ) will die deutsche Nummer eins mit einem Erfolg über den französischen Außenseiter Jeremy Chardy den letzten Schritt zum wahrscheinlichen Halbfinal-Duell mit dem serbischen Topstar Novak Djokovic perfekt machen. Nichts deutet darauf hin, dass die Einzel-Konkurrenz im Viertelfinale für ihn enden könnte. Der Franzose Chardy ist die Nummer 68 der Welt, Zverev belegt Rang fünf. Im Doppel-Viertelfinale reichte der Hamburger nicht an seine Bestform heran, im Einzel trat er bisher weitgehend beeindruckend und souverän auf. «Ich werde versuchen, morgen so gut wie möglich zu spielen», kündigte er an.
Nach dem 6:4, 7:6 (7:5) gegen den Georgier Nikolos Bassilaschwili im Achtelfinale hatte Zverev die Beine ausgestreckt und sich für einen Moment ausgeruht. Das T-Shirt klebte nach dem Match in der Hitze am Körper, der Kopf war rot. Ohne Satzverlust und als erster Deutscher in der olympischen Herren-Konkurrenz seit 21 Jahren zog der Medaillen-Mitfavorit ins Viertelfinale ein. Da setzte sich der beste deutsche Tennisspieler zunächst nicht auf, sondern vor seine Bank und legte sich das kühlende Eis-Handtuch über die Schultern.
«Außergewöhnliche» Aufschlag-Quote
Über weite Strecken schlug Zverev fantastisch auf, nur am Ende zitterte er. «Außergewöhnlich», rühmte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann die Aufschlag-Quote gegen Bassilaschwili. «Da kann man nur den Hut vor ziehen. Das sind die Aufschlagleistungen, die man sich von ihm wünscht.» Zverevs Serie in den eigenen Aufschlagspielen war in der Tat selten: Im ersten Satz erlaubte er dem Georgier keinen Punkt. Sieben Aufschlagspiele nacheinander gewann er zu Null.
Erst nach 49 Minuten und beim Stand von 2:2 im zweiten Satz ging der erste Punkt an den Kontrahenten, als Zverev aufschlug. Elf Asse und kein Doppelfehler standen am Ende in der Statistik. Als es allerdings darum ging, bei 5:3 im zweiten Satz das Match zu beenden, hatte der Hamburger Probleme. Bassilaschwili riskierte und traf. Zverev ließ Matchbälle aus und den Gegner ausgleichen, bewahrte aber die Nerven.
Köpfer: «Sascha ist ein cooler Typ»
Und er will nun auch der erste deutsche Einzel-Medaillengewinner 2000 werden: Letzter deutscher Viertelfinalist im Herren-Einzel bei Olympischen Spielen war Tommy Haas in Sydney, der am Ende Silber gewann. Bei den Damen holte zuletzt Angelique Kerber vor fünf Jahren in Rio de Janeiro die Silbermedaille.
Das Olympia-Flair soll Zverev auch nach dem enttäuschenden Wimbledon-Aus im Achtelfinale frischen Mut geben. «Sascha ist ein cooler Typ, richtig nett», erzählte Apartment-Mitbewohner Dominik Koepfer. Für den Schwarzwälder endeten die Sommerspiele mit einem 6:7 (7:9), 3:6 gegen den Spanier Pablo Carreno Busta. Mit dem Aus im Doppel ist auch Struff nicht mehr dabei. «Es schmerzt ganz ordentlich», sagte der Sauerländer. Zverev räumte ein: «Die Amis haben gut gespielt, wir haben nicht unsere Leistung gebracht.» Im Einzel-Viertelfinale soll das am Donnerstag anders laufen. Dann spielt auch das Mixed Laura Siegemund/Kevin Krawietz ums Halbfinale.