Nagelsmann stachelt BVB-Überläufer Süle an

In der Woche des Super Bowls im fernen Los Angeles erprobten sich NFL-Fan Julian Nagelsmann und einige Bayern-Stars auf dem Münchner Trainingsgelände auch mal beim American Football.

Doch der Wechsel zum Football-Ei war nur eine launige Abwechslung. Schon am Samstag (15.30 Uhr/Sky) steht in Bochum wieder der runde Fußball im Fokus – und dazu besonders zwei Männer: Torwart Sven Ulreich und der bald ins schwarz-gelbe Trikot von Borussia Dortmund wechselnde Nationalspieler Niklas Süle.

Nagelsmann machte sehr deutlich, dass er auch in den verbleibenden vier Monaten den BVB-Überläufer Süle weiter als wichtigen Baustein für die angestrebten Titelgewinne in Bundesliga und Champions League betrachtet. Darum widersprach er auch Forderungen aus dem Münchner Fanlager: «Ich verstehe die eine oder andere kritische Anmerkung der Fans, dass man Niklas nicht mehr spielen lassen sollte. Aber es gibt ganz normale Abläufe im Fußball.»

Leider würden auch den FC Bayern hin und wieder Spieler ablösefrei verlassen. «Uns allen muss aber auch bewusst sein, dass der Spieler bis 30. Juni noch Geld kriegt von Bayern München und wir uns seine Qualitäten auch zu Nutzen machen sollten.»

Nagelsmann erwartet von Süle weiter «Vollgas»

Süles Entscheidung gegen eine Vertragsverlängerung in München und für den Wechsel zum Bundesligarivalen mochte Nagelsmann nicht öffentlich bewerten. Er kenne auch nicht alle Beweggründe des 26-Jährigen. Er sei einfach nur «traurig, dass er nächstes Jahr nicht mehr da ist», sagte der Coach.

Nagelsmann formulierte einen finalen, klaren Auftrag an Süle im Bayern-Trikot: «Ich erwarte von ihm charakterlich, dass er die Pflicht erfüllt, alles reinzuwerfen, Vollgas zu geben und diese absolute Gier bis zum letzten Tag beim FC Bayern zu haben, dass wir erfolgreich sind und die Titel holen.» Er kitzelt Süle damit, dass dieser in den «vier Monaten alles reinwirft und alles gewinnt.»

An die Adresse der Bayern-Fans formulierte Nagelsmann auch diese Botschaft: «Es ist leider so im Fußball, dass Spieler auch mal dahin wechseln, wo man es jetzt nicht überragend gut findet als Fan.» Sprich Dortmund. «Andersrum holen wir auch mal Spieler von Vereinen, wo es die Fans dann sehr gut finden, dass wir Spieler von diesem Verein geholt haben.» Weltfußballer Robert Lewandowski war 2014 – ebenfalls ablösefrei – von Borussia Dortmund nach München gewechselt. «Mal gewinnt man, mal verliert man», resümierte Nagelsmann.

Ulreich vor schwieriger Aufgabe «ready»

Ein Gewinner will auch Sven Ulreich sein. Dem 33-Jährigen kommt die schwierige Aufgabe zu, den am Knie operierten Kapitän Manuel Neuer im Tor zu vertreten – und sich mit Topleistungen für einen neuen Vertrag im Sommer zu empfehlen. Ulreich fiebert der Aufgabe entgegen. Er fühlt sich trotz sehr geringer Spielpraxis gewappnet für seinen erst dritten Saisoneinsatz gegen Aufsteiger VfL Bochum, den die Bayern mit Neuer im Tor in der Hinrunde mit 7:0 förmlich überrollten.

«Man bereitet sich jede Woche darauf vor, dass man bereit ist, wenn der Fall kommt. Natürlich ist es gut, dass ich vor ein paar Wochen schon mal gespielt habe. Deswegen bin ich ready (bereit) für das Spiel», sagte Ulreich in einem Video auf der Bayern-Homepage.

Er hatte Neuer zuletzt zu Jahresbeginn beim 1:2 des Tabellenführers gegen Borussia Mönchengladbach ersetzt. Zum Start in die Rückrunde fehlte Kapitän Neuer wegen einer Corona-Infektion. Jetzt fällt der 35-Jährige nach einer Meniskus-Operation länger aus, auch im Champions-League-Achtelfinale gegen RB Salzburg.

«Ulle kann auch kicken»

«Wenn du weißt, du bist am Wochenende gefragt, ist es natürlich noch mal ein anderer Fokus für das Spiel. Es ist etwas anderes, als wenn du weißt, du bist auf der Bank», sagte Ulreich. Nagelsmann vertraut der Nummer 2. «Ich bin guter Dinge, dass er eine gute Leistung bringen wird. Ulle hat Manu schon vor längerer Zeit mal vertreten. Er hat eine gewisse Erfahrung und ist kein 21-Jähriger mehr, der da reinrutscht.» Natürlich verändere sich das Münchner Spiel ohne Neuer, den man wegen seiner fußballerischen Klasse «in jeder Drucksituation anspielen» könne. «Ulle kann auch kicken», bemerkte Nagelsmann, aber Neuer sei in der Funktion des mitspielenden Torwarts «outstanding».

Für Ulreich gilt es vor allem, als Torwart seinen Kasten sauber zu halten. «Wir haben mit Bochum einen Gegner vor uns, der zuhause sehr unangenehm ist», sagte der Routinier: «Wir müssen da sehr fokussiert rangehen. Dann können wir auch dort gut bestehen.» Und im Anschluss kann der Fokus dann ganz der Champions League und RB Salzburg gelten.

Von Klaus Bergmann, dpa