Der Deutsche Fußball-Bund würde sich nach Überzeugung seines neuen Präsidenten Bernd Neuendorf beim Weltverband FIFA für einen Wiedergutmachungs-Fonds zugunsten der Familien der Tausenden Wanderarbeiter einsetzen, die beim Bau der WM-Infrastruktur in Katar ums Leben gekommen sind.
«Ich würde das unterstützen. Wir wissen über Todesfälle an den Baustellen, und wir wissen nicht, wie geht es den Familien, die auf das Geld angewiesen sind», sagte der DFB-Chef am Samstagabend im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF.
Die Forderung nach dem Fonds kommt von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. «Es wäre natürlich ein tolles Zeichen der Kataris, aber auch der FIFA, wenn sie sagen würden, wir würden hier so eine Maßnahme unterstützen», sagte Neuendorf. Der DFB würde sich an einem solchen Hilfsfonds beteiligen, versicherte er. In erster Linie sei aber jetzt der Weltverband gefragt, «dass man über die FIFA, über die Verbände die Möglichkeit sieht, hier so einen Topf zu kreieren, der auch helfen könnte».
Ob Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock Ende des Jahres zur WM nach Katar reisen, das sei für ihn «keine Frage des Wünschens», bemerkte Neuendorf. «Die Politik muss selber bewerten: Gibt es ausreichende Fortschritte, gibt es Gründe, um nach Katar zu reisen, um auch reformerische Kräfte zu unterstützen.» Er habe mit Innenministerin Nancy Faeser verabredet, jetzt darüber ins Gespräch zu kommen. «Die Bundesregierung hat dann sicher auch genügend Quellen, um zu beurteilen, ob sie dann da hinreisen wird.»
Eine Partnerschaft des DFB mit der Fluglinie Qatar Airways, auch ein Sponsor des FC Bayern München, schloss Neuendorf aus. «Angesichts der Menschenrechtssituation und der Haltung, die man auch zeigen muss in Fragen des Sponsorings, würde ich eher tendenziell sagen: nein», meinte der 60-Jährige. Auch das Sponsoring des deutschen Rekordmeister aus München durch Qatar Airways sehe er eher kritisch, sagte DFB-Präsident Neuendorf, der seit einem Monat im Amt ist.