Neuer Bayern-Chef Dreesen: «Mia san mia ist keine Floskel»

Mit dem neuen Vorstandsvorsitzenden Jan-Christian Dreesen soll beim FC Bayern München wieder eine bessere Arbeitsatmosphäre einkehren.

Er wolle versuchen, dem deutschen Fußball-Rekordmeister «wieder etwas einzuhauchen, was ich als Miteinander-Füreinander beschreibe», sagte der 55-Jährige in einem Interview der «Bild am Sonntag».

«Mia san mia ist keine Floskel, sondern eine Haltung.» Dreesens Vorgänger Oliver Kahn war von verschieden Seiten vorgeworfen worden, dass sich unter ihm der Umgangston im Club verschlechtert habe. Kahns Aus hatten die Bayern direkt nach Abpfiff des 34. Spieltags der abgelaufenen Saison verkündet.

Kaderzusammenstellung «absolute Priorität»

«Es geht um Menschen. Wir haben zuletzt eine super Mannschaft gehabt. Und haben es trotzdem sportlich nicht gerissen. Warum? Weil Menschen zusammen nicht im Team funktioniert haben», sagte der vormalige Finanzvorstand Dreesen. In einer insgesamt schwachen Saison hatten die Münchner zwar knapp die Meisterschaft gewonnen, waren aber in der Champions League und im DFB-Pokal vorzeitig ausgeschieden.

Für Dreesen, der als Kahn-Nachfolger auch in den Vorstand der europäischen Club-Vereinigung (ECA) einziehen will, hat nun die Kaderzusammenstellung «absolute Priorität». Zu Transfergerüchten äußerte er sich nicht, dafür zum Anforderungsprofil weiterer Neuzugänge: «Wir wollen keine Söldner, die alle zwei Jahre zum nächsten Club gehen. Wir brauchen Spieler, die Energie ausstrahlen, die sich für den FC Bayern und seine Fans reinhängen.» Für die neue Saison haben die Münchner bislang den Leipziger Konrad Laimer (26) und Dortmunds Raphaël Guerreiro (29) verpflichtet. Beide kamen ablösefrei. 

«Irgendwann ein Stoppschild setzen»

Gute Gespräche habe es im vergangenen Jahr mit BVB-Torjäger Erling Haaland gegeben, der dann letztlich zu Manchester City wechselte, verriet Dreesen. Der Norweger war im Gesamtpaket aber offenbar zu teuer für die Bayern. Man müsse «irgendwann ein Stoppschild setzen», sagte Dreesen. «Maximaler sportlicher Erfolg bei wirtschaftlicher Solidität – das bedeutet im Klartext, dass wir weiter versuchen, die Unvernunft zu beherrschen. Es ist eh schon alles irrational bis Wahnsinn, wenn man ehrlich ist.»

Weitere Aktienverkäufe der FC Bayern AG, an der der Mutterverein laut Satzung mindestens 70 Prozent plus eine Aktie halten muss, zugunsten weiterer Erlöse schloss der Vorstandsvorsitzende vorerst aus. Zwar dürfte man noch fünf Prozent veräußern, «das ist aber zurzeit kein Thema». An der FC Bayern AG sind die drei Großkonzerne Audi, Adidas und Allianz beteiligt, die jeweils 8,33 Prozent der Aktien halten.