Die etwa 18.000 Zuschauer in der Amalie Arena in Tampa flippten völlig aus. Jeder Schläger, Fuß oder Körper, der sich einem von den Montreal Canadiens abgefeuerten Puck in den Weg stellte, wurde frenetisch gefeiert – und dann war die Titelverteidigung der Tampa Bay Lightning perfekt.
Vor den eigenen Fans, die den Triumph im September des vergangenen Jahres nur aus der Ferne hatten verfolgen können. Corona. Doch nun endete die Saison in der besten Eishockey-Liga der Welt, die erneut bis zum Ende mit den Auswirkungen der Pandemie zu kämpfen hatte, mit den Bildern, die es auch von der Fußball-EM gab: Sich umarmende Menschen auf den Rängen und glückliche, verschwitzte Sportler auf dem Platz.
«Diese Spieler haben unter den schwierigsten Bedingungen arbeiten müssen. Nicht nur in der vergangenen Saison, auch in dieser Saison», sagte NHL-Boss Gary Bettman vor der Übergabe des Stanley Cups an Lightning-Kapitän Steven Stamkos. «Es ist unglaublich. Das ist so ein Klischee, aber es gibt keine Worte», sagte Stamkos nach dem 1:0 gegen den Rekordmeister durch das Tor von Ross Colton. «Es ist großartig.»
Dritter NHL-Titel für Tampa Bay
Seit Einführung der Gehaltsobergrenze in der National Hockey League 2005 haben nur die Pittsburgh Penguins diese weltberühmte Trophäe in zwei aufeinanderfolgenden Jahren gewonnen. Für die Lightning ist es der insgesamt dritte Titel ihrer Geschichte.
Neue Divisionen, keine Hauptrundenspiele zwischen Teams aus Kanada und den USA, ein strenges Testregiment, Abstandsregeln in Umkleidekabinen, kaum Bewegungsfreiheit bei Auswärtsspielen – die NHL versuchte, die Spielzeit mit vielen Maßnahmen inmitten der Pandemie möglich zu machen, und stieß doch immer wieder an Grenzen. Mehrfach gab es Ausbrüche in Teams, 52 Partien mussten im Zusammenhang mit dem Virus verschoben werden, ein Dutzend davon auch mehrfach.
Bis in die Final-Serie waren die Auswirkungen zu spüren, Spiel drei und vier in Montreal sahen nur 3500 Fans in der Eishalle, mehr ließen die Behörden in Kanada nicht zu. In Florida aber, das schon beim Super-Bowl-Sieg der Tampa Bay Buccaneers gegen die Kansas City Chiefs im Februar 24 385 Zuschauer ins Stadion gelassen hatte, wurden es im Verlauf der Playoffs immer mehr.
Ehrenrunden mit dem Stanley Cup
Spieler wie Fans zelebrierten sich nach dem Erfolg deswegen gegenseitig. Ein Profi in dem blauen Trikot mit den weißen Nummern nach dem anderen machte alleine eine Runde ums Eis mit dem Pokal hoch über den Kopf gereckt und ließ sich feiern. Alex Killorn, nach vollem Körpereinsatz bei einem geblockten Schuss in der ersten Partie verletzt nicht mehr im Einsatz, filmte sich bei einer weiteren Ehrenrunde selbst mit den Fans hinter den Plexiglasscheiben und sagte mit Blick auf den Sieg gegen das Team aus seiner Heimat: «Ich weiß gar nicht, ob ich zurückkommen darf. Aber ich werde jeden wissen lassen, wenn ich da bin.»
Auch Pat Maroon bekam seinen Anteil am Applaus – als erst vierter Spieler in der Geschichte der Liga holte er den Stanley Cup in drei aufeinanderfolgenden Jahren. 2019 gewann er den Pokal mit den St. Louis Blues, 2020 und 2021 nun mit den Lightning. Den Pokal für den wertvollsten Spieler der Finalserie übergab NHL-Boss Gary Bettman an Lightning-Torwart Andrej Wassilewski.
Frustrierte Canadiens
Für die Canadiens endete die Saison nach der vierten Niederlage im fünften Spiel der Final-Serie dagegen mit einer großen Enttäuschung. Als Team mit den wenigsten Hauptrunden-Siegen aller Teams in den Playoffs waren sie in jeder Serie der Außenseiter, doch mit jedem Tag wuchs der Glaube an ein Ende der 28 Jahre langen Durststrecke kanadischer Teams. Seit der NHL-Rekordmeister 1993 den letzten von 24 Finalsiegen holte, hat keine Mannschaft aus dem Mutterland des Eishockeys mehr den Stanley Cup in die Höhe gereckt. Nächster Anlauf: 2022. Vielleicht mischt dann ja auch NHL-Star Leon Draisaitl mit seinen Edmonton Oilers mit.