Jule Niemeier winkte ein letztes Mal ins Publikum und verließ unter dem Applaus der Zuschauer den Platz: Das Tennis-Märchen der Dortmunderin bei den US Open ist beendet.
Die 23 Jahre alte Außenseiterin brachte in New York die Weltranglisten-Erste Iga Swiatek lange Zeit in arge Bedrängnis und durfte auf den nächsten Coup hoffen. Am Ende musste sie sich aber der topgesetzten Polin mit 6:2, 4:6 und 0:6 geschlagen geben und verpasste anders als vor zwei Monaten in Wimbledon das Viertelfinale.
«Es war eine großartige Erfahrung. Ich war richtig gut im ersten Satz, war sehr aggressiv und habe mein Spiel gespielt», sagte Niemeier: «Dann kam mein Aufschlag nicht mehr so, und dann wird es gegen eine Spielerin wie Iga schwer.» Das sei «sehr frustrierend».
Seit 2016, als Angelique Kerber am Ende den Titel holte, hat keine deutsche Spielerin mehr die Runde der besten Acht beim letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres erreicht. Niemeier schied zwar als letzte deutsche Turnier-Hoffnung aus – sie darf sich bei ihrem erst dritten Grand-Slam-Turnier dennoch als Gewinnerin fühlen. Mit ihren drei überzeugenden Siegen zuvor gegen höher eingeschätzte Gegnerinnen wird die Dortmunderin in der Weltrangliste von aktuell Platz 108 einen großen Sprung nach vorne machen.
«Es fehlte an ein paar Körnern»
«Wie furchtlos sie ihr eigenes Spiel der Iga Swiatek aufdrückt, wie cool sie bleibt – ich bin absolut begeistert», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner bei Eurosport über Niemeiers lange Zeit starke Vorstellung im Louis Armstrong Stadium: «Sie hat eine Stunde lang die Nummer eins der Welt beherrscht. Danach ging ihr die Kraft aus. Es fehlte an ein paar Körnern.»
Die Dortmunderin verließ sich nicht nur auf ihren starken Aufschlag. Niemeier streute immer wieder auch einen Slice ein, war mit Stops erfolgreich und punktete ab und zu auch am Netz. Mit diesem variablen Spiel provozierte die Deutsche bei der French-Open-Siegerin zahlreiche Fehler. Diese fing sich aber ab Mitte des zweiten Satzes und machte deutlich weniger Fehler. Bei Niemeier litt mit zunehmender Spieldauer die Konzentration.
Swiatek spielt am Mittwoch gegen die US-Amerikanerin Jessica Pegula, die sich zuvor mit 6:3, 6:2 gegen die zweimalige Wimbledon-Siegerin Petra Kvitova aus Tschechien durchgesetzt hatte, um den Halbfinal-Einzug. Sie ist in all ihren zehn Duellen gegen deutsche Spielerinnen ungeschlagen.
Kyrgios entthront Medwedew
In der Nacht auf Montag hatte Wimbledon-Finalist Nick Kyrgios seinen großen Auftritt gehabt. Australiens polarisierender Tennis-Star entthronte in einem höchst unterhaltsamen Achtelfinal-Match Titelverteidiger Daniil Medwedew mit 7:6 (13:11), 3:6, 6:3, und 6:2. Kyrgios führte den russischen Weltranglisten-Ersten ab Mitte des dritten Satzes regelrecht vor. Derweil hält der Titelverteidiger-Fluch bei den US Open an: Seit Roger Federer 2008 konnte kein männlicher Tennis-Profi im Jahr nach einem Titelgewinn erneut triumphieren.