Noch ein Dämpfer: Doll fährt verunsichert zur Biathlon-WM

Benedikt Doll ist in nur wenigen Wochen vom Medaillenkandidaten zum Problemfall der deutschen Biathleten geworden. Der 33 Jahre alte Routinier vermisst nach zwischenzeitlich zwei Sprint-Erfolgen nacheinander mittlerweile die Sicherheit am Schießstand und verpasste auch als 16. im Massenstart von Antholz die Möglichkeit, vor der WM noch einmal Selbstvertrauen zu sammeln.

Das gelang bei der Generalprobe in Südtirol dafür seinen Teamkollegen Vanessa Voigt und Justus Strelow, die tags zuvor den ersten Erfolg einer deutschen Single-Mixed-Staffel überhaupt einfuhren – dank fast perfekter Schießeinlagen. Voigt landete zudem zweimal auf Rang vier und traf auch in beiden Einzelrennen alle Scheiben.

Davon kann Doll im Moment nur träumen. «Ich bin froh, dass es zu Ende es ist. Es war viel Überwindungsarbeit. Jetzt kommt das Gewehr erst einmal ein paar Tage in die Ecke», sagte er der Deutschen Presse-Agentur nach vier Fehlschüssen zum Abschluss. Im Einzel am Donnerstag, als Johannes Kühn mit einem dritten Platz auf sich aufmerksam machte, landete der Schwarzwälder auf Rang 44. In der Mixed-Staffel am Samstag musste Doll trotz drei Nachladern in die Strafrunde – eine ordentliche Platzierung geriet für das Quartett dadurch erst recht außer Reichweite.

Wenige Lichtblicke

Kühns Podestplatz und der überraschende Erfolg von Strelow/Voigt waren neben den zwei vierten Rängen von Voigt mit perfekten Schießeinlagen die einzigen Lichtblicke für das Team des Deutschen Skiverbandes. Denn im zweiten Massenstart der Saison schafften es zwar fünf DSV-Männer unter die besten 20, aber nur Strelow in die Top Ten. «Ich gehe mit einer guten Portion Selbstvertrauen in die Pause», sagte der 27-Jährige. «Mit zwei Fehlern auf Platz neun, damit kann ich ganz glücklich sein.» Vor allem der erste Weltcupsieg tags zuvor habe sich «überragend» angefühlt.

Weniger zufrieden war Sportdirektor Felix Bitterling. «Wir brauchen nicht drum herumreden. Wir haben nicht das gezeigt, was wir zeigen wollten. Ein Fünftel des Feldes war deutsch. Von daher war es unser Ziel, zumindest einen durchzubringen.»

Bei den Frauen zeigten Voigt als Vierte, Janina Hettich-Walz als Siebte und Franziska Preuß auf Rang acht solide Leistungen im Einzel. Allerdings wurden Hettich-Walz und Preuß am Sonntag von einem Magen-Darm-Infekt außer Gefecht gesetzt. Mit Voigt und Sophia Schneider waren somit nur noch zwei Frauen im Massenstart dabei. Den Sieg sicherte sich die Französin Julia Simon, während Voigt trotz einer weiteren tadellosen Schießleistung das Treppchen um 7,9 Sekunden erneut nur knapp verpasste. Schneider (2 Schießfehler) belegte den 16. Platz.

Einige Erkrankungen

Vor der Weltmeisterschaft vom 7. bis 18. Februar im tschechischen Nove Mesto gilt es auch, auf die Gesundheit zu achten. Talent Selina Grotian konnte – ebenfalls wegen eines Magen-Darm-Infekts – in Italien gar nicht an den Start gehen und Philipp Horn musste wegen Erkältungssymptomen frühzeitig abreisen.

Der DSV ist längst gewarnt. «Wir tragen in den Hotels und in öffentlichen Bereichen Masken. Es gibt einen speziellen Sitzplan, damit immer die gleichen Personen zusammensitzen. Alles, was man in irgendeiner Form machen kann, das versuchen wir zu machen», sagte Bitterling. Man könne sich aber nie zu 100 Prozent sicher sein.

Von Ausfällen verschont blieben die einmal mehr herausragenden Norweger. Bei den Männern bejubelten sie im Massenstart den sechsten Dreifach-Erfolg in dieser Saison – diesmal angeführt von Vetle Sjaastad Christiansen.

Trotz der Dominanz wollen Strelow und Co. die Skandinavier bei der WM angreifen. «Die Norweger sind schon brutal stark, läuferisch können wir da zum Teil mithalten. Aber am Schießstand sind sie einfach eine Macht und machen die Tür selten auf. Und wenn doch, dann geht ein anderer Norweger durch», sagte Strelow. «Da müssen wir am Schießstand ein bisschen abgezockter werden, aber zum Saisonhöhepunkt kommt es drauf an.» Bis zur Medaillenjagd in Tschechien möchte auch Benedikt Doll seine Form wiedergefunden haben.

Von Maximilian Wendl und Thomas Wolfer, dpa