Nürnberg stellt Weinzierl frei – Hecking übernimmt

Nach der Trennung von Markus Weinzierl hat sich Sportvorstand Dieter Hecking beim 1. FC Nürnberg zum Retter ausgerufen und gibt bei den abstiegsbedrohten Franken ein eigentlich nicht mehr geplantes Comeback als Coach. Der zuletzt als Funktionär glücklose DFB-Pokalsieger von 2015 riskiert mit der Rückkehr an die Seitenlinie beim taumelnden Fußball-Zweitligisten sogar seinen Bürojob.

«Wenn er diesen Schritt tut, geht er in gewisser Weise natürlich all in. Er muss nicht seinen Job retten, aber stellt seinen Job auch zur Disposition. Das muss man offen sagen», räumte der Nürnberger Aufsichtsratschef Thomas Grethlein am Montag bei der Pressekonferenz ein, auf der sich Hecking selber als Hoffnungsträger präsentierte.

Der Sportvorstand mit längerfristigem Funktionärsvertrag in Franken war auf der Rückfahrt nach dem 0:5-Desaster beim 1. FC Heidenheim am Sonntag zum Entschluss gekommen, dass Weinzierl den Verein verlassen müsse. «Puh, war das wenig», lautete Heckings Einschätzung der jüngsten Nürnberger Leistungen. Dem «schleichenden Tod» auf dem Rasen wollte der 58-Jährige nicht mehr zusehen.

Zweite Beurlaubung in dieser Saison

Und so stellte er Weinzierl – «Ich war von der Entscheidung heute Morgen schon sehr überrascht» – nach nur 139 Tagen im Amt frei. Nach der Trennung von Robert Klauß war es schon die zweite Beurlaubung beim «Club» an der Seitenlinie in dieser Saison. Weinzierl hatte erst im vergangenen Oktober die Nachfolge von Klauß übernommen.

«Ich habe das Selbstvertrauen zu sagen, dass ich es schaffen kann, diese Mannschaft in die richtige Bahn zu lenken», verkündete Hecking, der seine Trainerkarriere eigentlich für beendet erklärt hatte. Nach seinem Abschied als Coach beim Hamburger SV im Sommer 2020 war der frühere Profi Sportvorstand in Nürnberg geworden. «Es war in meiner Lebensplanung nicht mehr vorgesehen, dass ich auf die Trainerbank zurückkomme. Ich habe einmal nein gesagt, und jetzt sitze ich hier und muss das Nein aufweichen in ein Jein.»

Martin Moravec und Jacqueline Melcher, dpa