Kreuzbandriss. Was für die meisten Sportler wie eine Horrordiagnose klingt, ist für Sophie Scheder ein wichtiger Teil ihres Alltags.
Die 26 Jahre alte Turnerin analysiert für ihre Diplomarbeit zum Thema «Systematische Videoanalyse im Wettkampf von Leistungsturnerinnen und Kreuzbandrissen» die ebenso schmerzhafte wie langwierige Verletzung. Schwerer Stoff für die Olympia-Dritte am Stufenbarren von 2016, die sich nach eigener langjähriger Verletzungsmisere gerade wieder ins internationale Geschäft zurückkämpft.
«Es ist nicht ganz einfach, mir die ganzen Verletzungen anzuschauen. Ich dachte eigentlich, ich bin ein bisschen härter. Aber das war jetzt so in den letzten Wochen, da habe ich die Recherche begonnen. Da ging es schon ein bisschen im Bauch rum», gibt die erfahrene Sportlerin zu, die schon vor zehn Jahren deutsche Meisterin auf Stufenbarren war.
Studium half ihr durch schwere Zeit
Im vergangenen Jahr ist Scheder aus ihrer angestammten sportlichen Heimat Chemnitz weggezogen nach Köln. Dort studiert sie an der Trainerakademie des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und erweitert dies an der Hochschule in Baunatal zu einem Bachelor-Abschluss in Bewegungscoaching und Gesundheit. Im September muss sie ihre Diplomarbeit abgeben, Anfang kommenden Jahres stehen dann die Prüfungen an und im April, so hofft sie, hat sie neben dem Diplom auch ihren Bachelor.
Das Studium ist ein Teil ihres Lebens, der ihr durch die schwere Zeit mit immer wieder neuen Verletzungen geholfen hat. Nach ihrem Olympia-Bronze in Rio de Janeiro haben sie immer wieder neue gesundheitliche Probleme zurückgeworfen – ein Kreuzbandriss gehörte nicht dazu, wohl aber zuletzt im vorigen Oktober eine Knieoperation wegen Problemen mit der Patellasehne.
«Darauf freue ich mich extrem»
Nun hat die 26-Jährige ein aufregendes Ziel vor sich: Die Universiade im chinesischen Chengdu vom 28. Juli bis 8. August, ihrem ersten internationalen Wettkampf seit den Weltmeisterschaften 2018 in Doha (Katar). «Darauf freue ich mich extrem», sagte sie mit einem Leuchten in den Augen.
Bei den deutschen Meisterschaften in Düsseldorf hat Scheder eine gelungene Generalprobe gefeiert. Sowohl am Stufenbarren an diesem Samstag als auch am Schwebebalken am Sonntag turnt sie als jeweils Zweitbeste der Qualifikation um die Medaillen mit.
«Ich liebe diesen Sport und mache ihn gerne und wenn ich auch jetzt hier wieder sehe, dass ich es immer noch drauf habe, vorn mit dabei bin, dann motiviert das natürlich», sagte sie. «Für mich waren die deutschen Meisterschaften jetzt nochmal ein sehr guter Wettkampf, um wieder in so eine Wettkampfschiene zu kommen.»