Olympia-Macher verbieten nach Kritik Alkohol bei Spielen

Von olympischer Vorfreude keine Spur: Alkohol für die wenigen Tausend Fans und Kondome für die Athleten wird es erst geben, wenn alles vorbei ist.

Dafür werden in Tokio die Sorgen vor einem Superspreader-Event immer größer: Die in einem Monat beginnenden Olympischen Sommerspiele drohen angesichts der andauernden Corona-Pandemie zu einem ziemlich spaßbefreiten Spektakel zu werden. Doch weder Japans Olympia-Macher, für die es letztlich um Gesichtswahrung geht, noch die Verantwortlichen beim Internationalen Olympischen Komitee lassen sich von all dem von ihrem Vorhaben abbringen. Die milliardenschweren Spiele sollen durchgezogen werden.

Die japanische Bevölkerung sei noch nicht überzeugt, dass die Spiele wirklich sicher über die Bühne gehen können, räumte Japans Organisationschefin Seiko Hashimoto in einem am Mittwoch veröffentlichten Interview der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo ein. Dennoch hofft sie auf eine reibungslose Eröffnung der Spiele am 23. Juli. «Ich möchte wirklich, dass sie ohne größere Störungen eröffnet werden», sagte Hashimoto. Man werde weiter versuchen, den Bürgern die Maßnahmen zur Eindämmung der Risiken klar zu machen. Diese könnten ein «Modell» für die ganze Welt sein, meinte Hashimoto.

Brauereikonzern akzeptiert Verbot

Anfängliche Pläne, Alkohol in den Arenen während der Sommerspiele zu erlauben, wurden wieder verworfen. Japanischen Medienberichten zufolge hatten die Veranstalter auf Druck des Brauereikonzerns Asahi, ein wichtiger Sponsor der Spiele, überlegt, den Zuschauern das Trinken von Alkohol innerhalb der Wettkampfstätten zu erlauben. Asahi habe das Verbot akzeptiert, erklärte Hashimoto. Auch dürfen Fans keinen eigenen Alkohol mit in die Arenen bringen, müssen Masken tragen und dürfen weder laut sprechen noch jubeln.

Die ursprünglichen Pläne waren auf Kritik gestoßen. Die Bürger in Tokio sind auch nach Aufhebung des Corona-Notstands zum Wochenbeginn weiterhin Restriktionen in Bezug auf den Konsum von Alkohol unterworfen. Sie dürfen mit höchstens einer weiteren Person in Restaurants oder Bars trinken und auch nur bis 19.00 Uhr. «Sind die Olympischen Spiele eine Ausnahme, nachdem die Restaurantbetreiber so lange mit Anti-Infektionsmaßnahmen belastet wurden?», war Haruo Ozaki von der Tokyo Medical Association kürzlich zitiert worden. Er hatte die Organisatoren aufgefordert, Alkohol bei Olympia zu verbieten.

Impfprozess lief erst spät an

Eine Mehrheit der Japaner befürchtet laut Umfragen einen Wiederanstieg der Corona-Infektionen durch die Spiele. Der oberste Corona-Berater der Regierung riet davon ab, Zuschauer zuzulassen. Zwar steht Japan mit rund 14.500 Corona-Toten international noch gut da. Doch der Impfprozess lief erst spät an. Zwar hat er jetzt an Fahrt aufgenommen, dennoch werden die meisten Bürger zu Beginn der Spiele noch nicht geimpft sein. Dennoch setzten sich die Regierung und die Olympia-Macher mit der Unterstützung des IOC über die Bedenken hinweg und erlaubten bis zu 10.000 einheimische Zuschauer bei allen Wettkämpfen. Es sei denn, die Infektionslage im Land verschlechtert sich und erfordert einen erneuten Notstand, dann könnten Fans doch ausgesperrt werden. Ausländischen Fans ist die Einreise verwehrt.

Eine Absage der Spiele erscheint aber inzwischen ausgeschlossen. «Wir sind in eine Situation geraten, in der wir nicht einmal mehr stoppen können. Wir sind verdammt, wenn wir es tun, und verdammt, wenn wir es nicht tun», kritisierte kürzlich Kaori Yamaguchi, die 1984 Gold im Judo gewann und heute im Vorstand des NOK sitzt, in einem Gastbeitrag für die Nachrichtenagentur Kyodo. «Das IOC scheint auch der Meinung zu sein, dass die öffentliche Meinung in Japan nicht wichtig ist.»

Von Lars Nicolaysen, dpa