Die Hoffnung auf eine weitere olympische Medaille endet für Angelique Kerber schon vor der geplanten Reise nach Tokio. Fünf Jahre nach ihrem Finaleinzug in Rio de Janeiro sagte die beste deutsche Tennisspielerin ihre Teilnahme an den Sommerspielen wegen einer Oberschenkelverletzung ab.
«Die Entscheidung ist mir unendlich schwer gefallen», schrieb die Wimbledon-Halbfinalistin in den sozialen Netzwerken: «Der Gedanke an die Olympischen Spiele in Tokio hat mich in den letzten Monaten immer wieder aufs Neue motiviert, weiterzumachen und an meine Ziele zu glauben.»
Kerber: Der Körper benötigt dringend Ruhe
Mit ihrem Olympia-Verzicht ist die 33-Jährige auch raus aus dem Kreis der Kandidatinnen für die Aufgabe, bei der Eröffnungsfeier am 23. Juli in einem allerdings zuschauerleeren Stadion die schwarz-rot-goldene Teamfahne zu tragen. Dem Deutschen Tennis-Bund wird die größte deutsche Hoffnungsträgerin im Damen-Einzel fehlen. Und auch der seit langem geplante und mit Spannung erwartete Auftritt mit Alexander Zverev im Mixed-Wettbewerb fällt aus.
Letztendlich muss Kerber offenbar auch der Tatsache Tribut zollen, dass sie in der Rasensaison mit dem Turniersieg in Bad Homburg und dem Einzug ins Halbfinale von Wimbledon ihre über Monate andauernde Formkrise hinter sich gelassen hatte. Im Wimbledon-Achtelfinale gegen US-Talent Cori Gauff habe sich die Kielerin am linken Oberschenkel verletzt, teilte ihr Management der Deutschen Presse-Agentur mit.
Sie müsse sich eingestehen, dass ihr «Körper nach den Strapazen der letzten Wochen dringend Ruhe benötigt», schrieb Kerber. Elf Matches bei zwei aufeinanderfolgenden Turnieren war die Olympia-Teilnehmerin von 2012 und 2016 nach vielen frühen Niederlagen nicht mehr gewohnt. Sie müsse erst wieder fit werden, bevor die Saison für sie weiter gehen könne. Als nächster sportlicher Höhepunkt nach Olympia stehen die US Open an, die am 30. August in New York beginnen.
Lange Liste in Tokio fehlender Topstars
Im Tennis haben die Olympischen Spiele längst nicht einen solchen Stellenwert wie in anderen Sportarten. Kerber reihte sich in die in Zeiten der Coronavirus-Pandemie auffallend lange Liste der prominenten Absagen für Tokio ein. Aus unterschiedlichen Gründen fehlen in Japan auch die Tennis-Topstars Serena Williams, Rafael Nadal und Roger Federer. Auch Dominic Thiem und Simona Halep werden nicht antreten. Der Weltranglisten-Erste Novak Djokovic hatte nach seinem Sieg in Wimbledon offen gelassen, ob er dabei sein wird.
Dass Kerber nun absagt, kommt nicht völlig unerwartet. Nach dem verpassten Endspiel in Wimbledon hatte sie sich zurückhaltend geäußert und kein klares Bekenntnis abgegeben.
Ihre Entscheidung traf die Silbermedaillengewinnerin von Rio nun nach Beratungen mit ihrem Team. Ihre Laufbahn könnte mit dem Verzicht ohne einen dritten Olympia-Start zu Ende gehen. In Rio hatte Kerber im Endspiel gegen die Außenseiterin Monica Puig aus Puerto Rico das Finale um Gold verloren. Diesmal dürfte nun der Hamburger Zverev die größten deutschen Chancen auf eine Medaille haben. Im Damen-Einzel wird die Weltranglisten-58. Laura Siegemund die einzige deutsche Vertreterin sein.