Der erste Corona-Fall im olympischen Dorf hat die Macher der Tokio-Spiele erneut in Erklärungsnot gebracht. Schon sechs Tage vor der Eröffnung der Sommerspiele in Japans Hauptstadt mussten die Organisatoren am Samstag die Infektion eines Offiziellen im Athletendorf vermelden.
«Wir tun alles, um sicherzustellen, dass es keinen größeren Corona-Ausbruch gibt», sagte Organisationschefin Seiko Hashimoto. Der betroffene Funktionär muss sich für zwei Wochen in Quarantäne begeben.
Nachdem er bei der Einreise noch ein negatives Ergebnis erhalten hatte, stellte ein weiterer Test im olympischen Dorf das Coronavirus fest. Eigentlich hatten die Gastgeber der Spiele mit einem strikten Regelwerk verhindern wollen, dass Infektionen im Athletendorf auftreten. «Wir lassen nichts unversucht», beteuerte Hashimoto. «Wenn wir doch einen Ausbruch haben, werden wir einen Plan haben, um zu reagieren», fügte Japans Rekord-Olympionikin hinzu.
«Für mich ist es einer der am besten überwachten Bereiche, die wir weltweit haben werden», hatte Bärbel Gärtner, Virologin des Deutschen Olympischen Sportbundes, zuvor noch über das olympische Dorf gesagt. «Da ist jedes Studentenwohnheim kritischer», urteilte sie.
Angaben zur Person wie der Nationalität des Infizierten wollte OK-Geschäftsführer Toshiro Muto nicht machen. Auch könne er nicht sagen, ob die Person geimpft sei. Das Internationale Olympische Komitee habe volles Vertrauen in die Maßnahmen der Organisatoren, versicherte IOC-Olympiadirektor Christoph Dubi.
Striktes Regelwerk soll Infektionen verhindern
Nach Angaben des IOC sind in der ersten Juli-Hälfte von 15.000 aus dem Ausland eingereisten Akkreditierten 15 positiv auf das Virus getestet worden. «Das ist eine sehr niedrige Rate von 0,1 Prozent», rechnete IOC-Chef Thomas Bach vor. «Die Maßnahmen werden umgesetzt und sie funktionieren», sagte der 67-Jährige.
Olympia in Tokio findet unter strikten Vorgaben für alle Beteiligten statt. Maskenpflicht, sehr häufige Corona-Tests, Abstands- und Hygieneregeln sollen eine Verbreitung des Virus ebenso verhindern wie der Ausschluss aller Zuschauer bei den Wettbewerben in Tokio. «Ohne Zuschauer ist aber besser als gar kein Olympia. Es ist etwas, mit dem sich alle nun einfach auseinandersetzen müssen – ich beneide sie nicht darum», sagte Jan Frodeno, Triathlon-Olympiasieger von 2008, der Deutschen Presse-Agentur.
Wegen zuletzt stetig steigender Neuinfektionen wurde in Japans Hauptstadt zum vierten Mal der Notstand verhängt. Er gilt über den Zeitraum der Olympischen Spiele hinaus.
Trotz eines Corona-Falls im Vorbereitungscamp rechnet IOC-Chef Bach fest mit dem Start des Flüchtlingsteams in Tokio. Er sei «sehr zuversichtlich», die 29 Athleten des Refugee Olympic Team in Japan zu sehen, sagte Bach am Samstag nach Beratungen der IOC-Exekutive. Weitere Fälle habe es im Trainingslager in Katar nicht gegeben, sagte Bach nun. «Wir sind über jeden positiven Fall und jeden engen Kontakt besorgt», beteuerte der 67-Jährige.
IOC-Olympiadirektor Christophe Dubi verwies darauf, dass auch das Flüchtlingsteam vor seiner Anreise einen umfassenden Prüfprozess bei den japanischen Behörden durchlaufen müsse. «Wenn sie kommen, dann werden sie als sicher betrachtet», sagte Dubi. Bach bekräftigte: «Alles wurde getan, um die Regeln strikt umzusetzen.»