Die Medaillenränge in weiter Ferne, die Olympia-Qualifikation in Gefahr – für den Deutschland-Achter hat die Ruder-WM in Belgrad wenig ermutigend begonnen.
Im Vorlauf der Titelkämpfe musste sich das DRV-Paradeboot mit dem dritten Platz hinter Australien und den USA begnügen. Damit verpasste die Crew um Schlagmann Mattes Schönherr den direkten Einzug in das Finale und muss am Freitag in den Hoffnungslauf. Vor allem der große Rückstand zu den führenden Teams schürt Zweifel, ob zumindest das Ticket für Paris 2024 gebucht werden kann. Trainerin Sabine Tschäge blieb jedoch zuversichtlich: «Wir brauchen den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Der Hoffnungslauf wird eine harte Nummer. Aber wir haben eine Chance – und werden sie nutzen.»
Nur die ersten fünf WM-Teams sind im kommenden Jahr beim Kampf um olympisches Edelmetall sicher dabei. Doch in der derzeitigen Form droht den Deutschen eine knifflige Nachqualifikation im kommenden Jahr. Zwar kämpften sie sich im Vorlauf nach der 500-Meter-Marke vom vierten auf den dritten Platz vor, konnten aber nicht in den Kampf um die beiden für den direkten Finaleinzug erforderlichen Spitzenplätze eingreifen. «Über die Mitte haben wir zu wenig Tempo. Da fahren uns die anderen zu einfach weg. So hatten wir keine Chance mehr zu intervenieren», klagte Steuermann Jonas Wiesen.
Zum Ende einer bisher sieglosen und wechselhaften Saison scheint der Abstand zur Weltspitze nicht kleiner geworden zu sein. Der Vorsprung der siegreichen Australier betrug über acht Sekunden, die Amerikaner waren immerhin noch knapp sechs Sekunden schneller. Auch die deutlich besseren Zeiten von gleich drei Booten im zweiten Vorlauf gaben zu denken. Trainerin Tschäge wirkte jedoch wenig verunsichert und verwies auf die unterschiedlichen Windverhältnisse in beiden Rennen.
Steuermann Wiesen optimistisch
Ein Scheitern bei der Olympia-Qualifikation ausgerechnet in der populärsten Bootsklasse wäre für den Rudersport im Kampf um mehr Aufmerksamkeit kontraproduktiv. Ein ähnliches Malheur hatte es zuletzt vor den Sommerspielen 2000 in Sydney gegeben, als die Crew sowohl bei der WM ein Jahr zuvor in Kanada als auch bei der Nachqualifikation in Luzern gescheitert war. Steuermann Wiesen ist guter Dinge, dass der aktuellen Crew ähnliche Erfahrungen erspart bleiben: «Wir werden unsere Schlüsse ziehen und das Rennen am Freitag besser gestalten», sagte er voller Hoffnung auf einen der ersten beiden Plätze.
Auch in anderen DRV-Booten lief am dritten WM-Tag an der Ada Ciganlija nicht alles nach Plan. Mit dem Vierer ohne Steuermann, dem Zweier ohne Steuerfrau und dem leichten Frauen-Doppelzweier verpassten drei Teams im Hoffnungslauf das Halbfinale. Dagegen blieben der Männer-Doppelvierer als Sieger und der Vierer ohne Steuerfrau als Zweiter im Rennen um die Paris-Tickets. Der aus einem U23-Team bestehende Frauen-Achter muss nach Rang vier im Vorlauf in den Hoffnungslauf.