Paoli: «Sportfunktionäre wollen keine Nestbeschmutzer»

Berlin (dpa) Letizia Paoli, die Vorsitzende der Evaluierungskommission zu den Doping-Machenschaften an der Freiburger Universität, vermisst den generellen Aufklärungswillen von Hochschulen und Sportverbänden.

«Sportfunktionäre wollen keine Nestbeschmutzer oder kritischen Stimmen», sagte die Kriminologin im Interview mit der «Augsburger Allgemeinen».

Auch bei ihrer Arbeit in Freiburg, bei der es unter anderem um die Praktiken des Sportmediziners Armin Klümper ging, habe es Widerstände gegeben. «Viele Dinge, die ich für selbstverständlich gehalten hatte, zum Beispiel Zeitzeugen zu interviewen oder die Machenschaften von Prof. Armin Klümper zu untersuchen, waren erst einmal nicht möglich», sagte Paoli: «Man musste so viel Zeit in unnötige Kämpfe investieren, dass für die Untersuchung selbst weniger Zeit blieb.»

Laut der Vorsitzenden habe die Evaluierungskommission mit dem Vorurteil aufgeräumt, dass damals nur in der ehemaligen DDR gedopt worden sei. «Mit Ausnahme des Radsports gab es in Westdeutschland zwar kein richtiges nationales System. Es war nicht top down organisiert wie in Ostdeutschland. Aber Doping war trotzdem weitverbreitet, viele Top-Athleten haben gedopt», sagte Paoli: «In Westdeutschland gab es viel Duldung dafür.»

Die Kommission hatte sich nach wiederholten Konflikten mit der Freiburger Universität im März 2016 aufgelöst. Das letzte Gutachten bestätige, dass Klümper aktiv am Doping von Sportlern mitgewirkt habe.