Partien um 75 Pfund: Hopps Leiden beim Abstieg

Es gab Zeiten, in denen verdiente Max Hopp mit einem Sieg über 15.000 Euro. Der «Maximiser» wurde in Deutschland nicht nur als Hoffnungsträger gesehen, sondern gleich als «Darts-Wunderkind». Fans hofften auf den ganz großen Wurf und den damit verbundenen Durchbruch des gerne als Party inszenierten Pfeile-Sports.

Diese Zeiten sind lange vorbei. 2023 war das bisher schlechteste Jahr in Hopps Karriere. Und seine Realität auf der zweitklassigen Challenge Tour klingt heute so: «Du spielst erstmal drei Spiele um nix und dann um 75 Pfund – da musst du dich erstmal zurechtfinden. Es geht da nicht ums Preisgeld, sondern einfach nur ums Gewinnen.»

Doch auch das klappt nicht mehr. Die zweite Liga des Darts-Sports führt Hopp auf Rang 60 der Rangliste, vollkommen abgeschlagen und mit einem Preisgeld von 1675 Pfund (weniger als 2000 Euro). Was macht das mit einem Sportler, der mit 16 Jahren im Alexandra Palace von London debütierte und den WM-Titel einmal ganz unverblümt als sein Ziel ausgab? «Ich fühle das, dass ich mich wieder hochkämpfen kann. Ich spüre das, ich habe wieder richtig Bock. Ich sehe es als Herausforderung und nicht als Abstieg in die 2. Liga», sagte der 27 Jahre alte Hopp der Deutschen Presse-Agentur.

Letzte Chance für ein WM-Ticket

Ab Dienstag spielt der Hesse bei der German Super League in Bitburg um die letzte Chance für ein Ticket für die diesjährige WM (ab 15. Dezember). Hopp ist einer von 24 Startern, eine Qualifikation wäre nach diesem Seuchenjahr eine Überraschung. Die eher unbekannten Daniel Klose und Pascal Rupprecht sind sportlich vorbeigezogen. Das bereits für die WM qualifizierte deutsche Spitzentrio Gabriel Clemens, Martin Schindler und Ricardo Pietreczko ist dem einstigen Primus längst enteilt und spielt inzwischen um die Summen, um die es für Hopp früher einmal ging.

Schon vor einem Jahr sprach Darts-Experte Elmar Paulke von «einem Einbruch» in Hopps Laufbahn. «Solche Entwicklungen gibt es, es gibt aber auch die, die raus sind und nicht mehr zurückkommen», sagte Paulke. Derzeit muss Hopp befürchten, dass ihm aller Motivation zum Trotz letzteres passiert. Was hat Hopp in diesem Fall vor? «Ich habe schon ein Polster und in den guten Jahren das Geld gespart, aber ja, es kann durchaus die Situation sein, dass ich mich damit befasse: Alltagsjob und nur noch Donnerstag bis Sonntag Darts spielen», sagte er. «So eine Kaffeepause mit Kollegen, das kenne ich gar nicht. Auch darüber mache ich mir Gedanken.»

Kaffeepausen und lange Gespräche

Kaffeepausen und lange Gespräche beim Frühstück hatte Hopp zuletzt auch mit einer Darts-Legende: Gemeinsam mit dem 16-maligen Weltmeister Phil Taylor aus England war Hopp auf einer siebentägigen Kreuzfahrt, auf der jeden Abend eine Darts-Show veranstaltet wurde. Rund 1000 der 3000 Gäste an Bord hatten sich extra ein entsprechendes Paket gekauft, um Taylor, Hopp und Co. spielen zu sehen. «Das war natürlich eine ganz besondere Ehre und eine ganz besondere Geschichte. So ein Doppel zu treffen bei fünf Meter hohen Wellen, das ist schon schwierig», beschrieb Hopp.

Entfernt sich der frühere Weltklassesportler immer mehr vom Profitum und orientiert sich mehr an Show- und Gala-Events? Oder sogar an TV-Reality-Formaten? Hopp verneint dies. Der Bezug zum Darts müsse gewahrt sein. «Man soll ja niemals nie sagen. Ich wurde schon mit gewissen TV-Formaten konfrontiert, ohne ins Detail zu gehen. Aber ich möchte als Sportler wahrgenommen werden. Alles, was Richtung Sport geht, interessiert mich», sagte Hopp.

Patrick Reichardt, dpa