Die chinesische Tennisspielerin Peng Shuai wird nach ihrem Besuch bei den Winterspielen in Peking die geschlossene Olympia-Blase wieder verlassen. Das erklärte IOC-Präsident Thomas Bach.
Bei einem gemeinsamen Besuch beim Ski-Freestyle habe Peng ihm gesagt, dass sie sich noch im Lauf des Tages wieder in Quarantäne begebe und plane, den wegen der Coronavirus-Pandemie streng abgeschirmten Olympia-Kreislauf zu verlassen. Ob sie einen erneuten Besuch plane, konnte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees nicht sagen. Peng hatte sich in den vergangenen Tagen mit Bach zum Abendessen getroffen, der französischen Sportzeitung «L’Équipe» ein überwachtes Interview gegeben und Wettkämpfe im Curling, Eiskunstlauf und Ski-Freestyle besucht.
Scharfe Kritik
Zuvor hatten Athleten-Vereinigungen im Fall Peng Shuai scharfe Kritik am IOC geübt. «Das IOC hat sich zum Komplizen gemacht – in mehrfacher Hinsicht», schrieb Maximilian Klein, der Beauftragte für internationale Sportpolitik der Initiative Athleten Deutschland, auf Twitter und stellte die Frage, wie das IOC künftig glaubwürdig für Themen wie Safe Sport und andere einstehen wollen, die die Rechte von Athletinnen und Athleten berühren. «Vertrauen lässt sich schlecht mehren, wenn keins mehr da ist», betonte Klein.
Das Sportler-Bündnis Global Athlete schrieb in den Sozialen Netzwerken, dass die Athleten angewiesen worden seien, «zu China zu schweigen, weil du nicht weißt, was dir passieren könnte».
Peng Shuai hatte in einem Interview der «L’Équipe» erneut einen sexuellen Übergriff durch einen chinesischen Spitzenpolitiker bestritten. Der Fall bewegt die Welt, seit die frühere Weltranglisten-Erste im Doppel im November im sozialen Netzwerk Weibo Vorwürfe wegen eines sexuellen Übergriffs durch einen chinesischen Spitzenpolitiker veröffentlicht hatte.
Der Post wurde bald danach gelöscht. Seither äußerten Sportler, Politiker und Menschenrechtler Sorge um Peng Shuais Wohlergehen. Sie hatte später bestritten, die Vorwürfe erhoben zu haben. Ihre Aussagen wirkten jedoch gestellt. Der «L’Équipe» sagte sie nun: «Ich habe niemals gesagt, dass irgendwer mich irgendwie sexuell belästigt hat.» Erneut sprach sie von einem «enormen Missverständnis».
Peng Shuai als Olympia-Gast
In Peking war sie am Samstag beim Curling und am Montag beim Eiskunstlauf. «Peng Shuai besucht Sportstätten. Sie scheint ruhig, lächelnd. Das IOC erzählt, es gehe ihr gut. Es sollte einem Magenschmerzen verursachen», schrieb Global Athlete weiter. «So verdeckt man etwas. Man macht es vor der ganzen Welt.»
IOC-Sprecher Mark Adams hatte auf eine Frage in einer Pressekonferenz gesagt: «Wir als Sportorganisation tun alles dafür, um sicherzustellen, dass sie glücklich und zufrieden ist. Es ist nicht unsere Aufgabe, und es ist nicht Ihre Aufgabe zu bewerten, wie ihre Position einzuschätzen ist.»