Mit Tränen in den Augen winkte Andrea Petkovic ins Publikum und verbeugte sich kurz, von den Rängen schallte es «Petko, Petko!».
Beim letzten Grand-Slam-Spiel ihrer Karriere blieb der 34-Jährigen zwar ein finaler Coup verwehrt, dennoch verließ sie mit erhobenem Haupt die US Open in New York. Nach ihrer Rücktrittsankündigung («The last dance») lieferte die siebenmalige WTA-Turniergewinnerin der Tennis-Olympiasiegerin Belinda Bencic (Schweiz) einen harten Kampf, verlor aber dennoch 2:6, 6:4, 4:6.
«Die letzten fünf Tage war ich wirklich zerstört, habe nach jedem Training geweint», sagte Petkovic anschließend bei der Pressekonferenz, bei der sie auch mehrmals in Tränen ausbrach: «Ich bin so dankbar, Teil der Tour und all der Spielerinnen gewesen zu sein, die mich inspiriert haben. Ich hoffe, ich habe das immer auf dem Platz gezeigt.»
Sie wolle «noch mal einen raushauen», hatte Petkovic im Vorfeld gesagt – doch bei ihrem 48. und letzten Grand-Slam-Start war sie anfangs zu nervös. «Wenn ich sie so sehe: Sie hat viele Gedanken an dieses Karriereende. Ich meine, sie hat sekündlich daran gedacht: Oh Gott, es kann gleich alles vorbei sein», sagte Bundestrainerin Barbara Rittner nach dem ersten Satz bei Eurosport. Danach fand Petkovic aber ihren Rhythmus und brachte die Favoritin in arge Bedrängnis.
Zuvor waren bereits Laura Siegemund gegen die Rumänin Sorana Cirstea (4:6, 4:6), Peter Gojowczyk gegen den Dänen Holger Rune (2:6, 4:6, 6:7), Qualifikant Maximilian Marterer gegen den Kroaten Marin Cilic (3:6, 2:6, 5:7) und Wimbledon-Halbfinalistin Tatjana Maria, die schon am Montag gegen Maria Sakkari (Griechenland) eine Dreisatzniederlage kassiert hatte, in der ersten Runde ausgeschieden.
Rücktritt vorher angekündigt
Schon vor dem ersten Aufschlag hatte Petkovic ihren Rücktritt vom Leistungssport angekündigt. Die US Open seien generell ihr «letztes Turnier», möglicherweise werde sie aber noch ein Event in Europa dranhängen. Begründet hatte die Darmstädterin diesen Entschluss mit dem fehlenden Spiel- und Trainingsrhythmus aufgrund von Verletzungen.
Die vielseitige Petkovic wolle nun «erstmal Pause machen», bis zum Ende des Jahres «ein Buch zu Ende schreiben» und überlegen, «was in meinem Leben dann kommt». Endgültig Abschied zu nehmen, falle ihr «sehr schwer», gab die frühere Weltranglisten-Neunte zu.
Deswegen habe sie sich auch gefreut, dass es der 23-maligen Grand-Slam-Siegerin Serena Williams (USA), die bei den US Open auch von der großen Tennis-Bühne abtreten wird, ähnlich ergehe, «dass sie auch nicht gut loslassen kann». Williams überstand in der Nacht zu Dienstag mit einem Zweisatzsieg gegen Danka Kovinic (Montenegro) die erste Runde und sorgte mit ihrem Glitzer-Glamour-Auftritt im Arthur Ashe Stadium vor zahllosen Promis für ein Highlight. In der zweiten Runde trifft sie auf die an Nummer zwei gesetzte Estin Anett Kontaveit.
Siegemund verliert in der ersten Runde
Siegemund war überhaupt nicht mit sich zufrieden. «Ich habe heute mit mir selbst zu kämpfen gehabt. Ich habe sehr schlecht serviert und hatte auch mit der Hitze Probleme», sagte die zweimalige WTA-Turniergewinnerin, aktuell nur Weltranglisten-182. An der Seite der Tschechin Marie Bouzkova tritt sie noch im Doppel an.
Die Erwartungen ans deutsche Team waren aufgrund der Startabsagen von Olympiasieger Alexander Zverev (Trainingsrückstand) und der dreimaligen Grand-Slam-Turniergewinnerin Angelique Kerber (Schwangerschaft) sowie des Lospechs ohnehin sehr gering gewesen. Eine zweite Turnierwoche ohne deutsche Beteiligung sei zwar «nicht unser Anspruch», hatte Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann im Vorfeld gesagt, «aber in dieser speziellen Situation ist es das, was man leider hinnehmen» müsste.