Platzverweis der «Knackpunkt»: Hoffenheims rasanter Absturz

Das Lächeln kehrte bei Pellegrino Matarazzo erst zurück, als ihn sein Trainerkollege Christian Streich vom SC Freiburg nach der Pressekonferenz verabschiedete.

Zuvor wirkte der Coach der TSG 1899 Hoffenheim nach dem 1:2 (0:1) beim SC Freiburg und dem Absturz auf den letzten Platz nachdenklich. Zum ersten Mal seit Dezember 2015 sind die Kraichgauer nach einem Spieltag wieder das Schlusslicht der Fußball-Bundesliga. Damals wurden die Hoffenheimer noch von Huub Stevens gecoacht, im Kader stand unter anderem Ex-Nationalspieler Kevin Kuranyi.

Matarazzo in allen fünf Spielen punktlos

Matarazzo, der immer noch auf den ersten Sieg als Hoffenheim-Trainer wartet, blieb sich aber auch nach dem nächsten Rückschlag treu. Er blickte unmittelbar nach dem Abpfiff schon wieder nach vorne – trotz des anhaltenden Negativlaufs. «Wir haben eine ordentliche Leistung gezeigt. Das hört sich jetzt plakativ an, aber wichtig wird es für uns sein, uns zu reinigen und zu verarbeiten», sagte er.

Verarbeiten müssen Matarazzo und die Hoffenheimer nicht nur den späten Platzverweis, den sich Ozan Kabak wegen einer Unsportlichkeit einhandelte (84. Minute). Anschließend verlängerte Freiburgs Ritsu Doan auch noch den Negativlauf der TSG mit seinem Siegtreffer (89.). Seit inzwischen 14 Liga-Spielen wartet Hoffenheim auf einen Sieg.

Auch der Trainerwechsel mit der Verpflichtung von Matarazzo hat bislang keine Wirkung erzielt. Neben der Freiburger Effizienz sei der Platzverweis «der Knackpunkt» gewesen, sagte Matarazzo. «Wir dürfen das Spiel nicht mit zehn Mann beenden. Wir waren davor richtig gut drin. Wir haben bis dahin nicht viel zugelassen», sagte auch Kapitän Oliver Baumann, der schon nach fünf Minuten durch Maximilian Eggestein zum ersten Mal geschlagen war.

Mutzuspruch von Trainer Streich

Gegen den Europa-League-Achtelfinalisten war für die TSG mal wieder mehr drin. Dennoch stehen die Hoffenheimer erneut mit leeren Händen da. «Wir haben alles gegeben», sagte Angelo Stiller, dessen zwischenzeitlicher Ausgleichstreffer die TSG hoffen ließ (49.). «Wir wollten zeigen, dass wir das Spiel gewinnen können. Es ist bitter, dass wir das späte Gegentor kassieren. Wir waren gut im Spiel. Jetzt müssen wir weitermachen und nächste Woche effizienter machen.»

SC-Kapitän Christian Günter sprach den Gästen Mut zu. «Wenn ich den Kader durchgehe, dann haben sie richtig Qualität. Ich hoffe, sie kämpfen sich da raus, denn ich habe lieber zwei Derbys in der Bundesliga. Deswegen hoffe ich, dass sie das schaffen», sagte der Nationalspieler.

Im Heimspiel gegen Hertha BSC geht es für die TSG gegen einen direkten Konkurrenten. «Im Fußball kann es schnell wieder in die andere Richtung gehen», sagte Stiller. «Wir müssen hart arbeiten und gegen Berlin einfach zeigen, dass wir mehr wollen.»

Hoffenheim muss «kühlen Kopf bewahren»

Die mitgereisten Fans unter den 33.500 Zuschauern in Freiburg erkannten den Aufwand an. Doch die aufmunternden Gesänge änderten nichts am Stimmungsbild. Mit gesenkten Köpfen stapften die Spieler in die Kabine. Kabak, der den Ball weggeworfen hatte, hatte anders als seine Mitspieler seine Fußballschuhe längst ausgezogen und trottete mit Badeschlappen an den Füßen durch die Katakomben.

«Das ist ein individuelles Thema. Aber diese Aktion steht nicht für die Cleverness der gesamten Mannschaft», sagte Matarazzo. «Wir wissen, was wir an ihm haben. Er hat wahrscheinlich einfach nicht mehr daran gedacht, dass er schon einmal die Gelbe Karte gesehen hat. Aber natürlich wäre es besser, kühlen Kopf zu bewahren.»

Das muss auch Matarazzo im Abstiegskampf tun. Immerhin beträgt der Rückstand auf den 15. Rang nur zwei Punkte. Auch der Relegationsplatz ist mit nur einem Punkt Abstand in Reichweite. Die Spiele werden aber weniger und der Druck größer.

Maximilian Wendl, dpa