Popp an Hrubeschs Frau: «Danke Angelika»

Ein lockerer Spruch geht Alexandra Popp leicht von den Lippen, das war auch nach dem richtungsweisenden Sieg gegen Dänemark nicht anders. Ob sie sich wünsche, dass Horst Hrubesch länger Bundestrainer der deutschen Fußballerinnen bleibe, wurde sie nach dem 3:0 (2:0) in Rostock gefragt. «Grundsätzlich glaube ich, würden wir nicht nein sagen, aber wir wissen natürlich, wie seine Frau tickt», sagte die Kapitänin lachend.

Das DFB-Team hatte zuvor den direkten Vergleich gegen den Hauptkonkurrenten Dänemark gewonnen, und das fast so lässig, wie Popp hinterher über Interimsbundestrainer Hrubesch plauderte. Frau Hrubesch habe noch mal «ein Auge zugedrückt», meinte Popp schmunzelnd: «Von daher: Danke Angelika, dass wir ihn hier haben.»

Neben der Stürmerin dankte noch eine ganze Reihe weiterer Nationalspielerinnen ihrem Coach, der dem Team offenbar wieder eine gesunde Leichtigkeit, Selbstvertrauen und Spielstärke vermittelt hat.

Mit Hrubesch zum dritten Sieg im dritten Spiel

Beim dritten Hrubesch-Sieg im dritten Spiel trafen neben Popp (14. Minute) noch Marina Hegering (26.) und Klara Bühl (90.+3) vor 19.180 Zuschauern im ausverkauften Ostseestadion. «Man hat durch die Bank weg eigentlich auch gemerkt, dass wir gut im Spiel waren, dass wir drin waren und da irgendwie hinten auch nichts angebrannt ist», sagte Popp. Hrubesch gebe dem Team einfach «ein sehr, sehr gutes Gefühl» und ein Vertrauen «durch die Bank weg», ergänzte sie. «Also nicht nur irgendwie eins bis elf, sondern alle.» Das Gefüge sei wieder zusammen, «und das gibt dann einem auch sehr viel Spaß.»

Dass nach Lobeshymnen dieser Art erneut Fragen aufkamen zu seiner Zukunft, kommentierte der gefeierte Interimsbundestrainer in Anspielung auf Popps Ausführungen zum Eheleben im Hause Hrubesch ebenfalls locker: «Ach, meine Frau hat alles mitgemacht. Ich bin jetzt über 50 Jahre verheiratet. Das wird sie auch weiterhin überleben.» Gut möglich also, dass die wunderbare Reise des «alten Mannes», als solchen sich Hrubesch gelegentlich bezeichnet, mit seinem Team noch ein bisschen länger dauert als gedacht.

Ursprünglich hatte der Coach für vier Nations-League-Gruppenspiele zugesagt, das letzte findet am Dienstag in Wales statt. Falls die klar favorisierte DFB-Elf auswärts gewinnt, nimmt sie Ende Februar sicher am Vierer-Finalturnier der Nations League teil, in dem noch zwei europäische Plätze für die Olympischen Spiele in Paris im kommenden Sommer vergeben werden. Frankreich ist als Olympia-Gastgeber bereits gesetzt.

Hrubesch hatte schon vor dem Dänemark-Spiel anklingen lassen, dass er das Team auch beim Finalturnier betreuen würde. Wie es danach weitergeht, ist offen und hängt wohl auch davon ab, ob das deutsche Team an Olympia teilnimmt oder nicht. «Da will ich bei bleiben erst mal und gucken, wie sich das dann weiterentwickelt», sagte der Europameister von 1980 am Freitagabend.

Schult: «Klare Entwicklung der Mannschaft»

Andere wie DFB-Geschäftsführer Andreas Rettig schwärmten von den Qualitäten des HSV-Idols. «Das ist großartig, was Horst hier vollbracht hat mit seinem Trainerteam», meinte Rettig im ZDF. «Man sieht, die Mannschaft hat eine ganz andere Körpersprache, sie brennt, sie läuft für den Trainer.» Auch für die frühere Fußball-Nationaltorhüterin und Olympiasiegerin Almuth Schult ist die Handschrift des Trainers klar erkennbar. «Die Mannschaft hatte eine Klarheit und Zielstrebigkeit in ihrem Spiel», sagte die 32-Jährige nach dem wichtigen Sieg gegen Dänemark.

Rettig jedenfalls kann sich einen Verbleib Hrubeschs auch über ein mögliches Finalturnier hinaus vorstellen. «Ich habe nichts dagegen, wenn Horst Hrubesch seinen 73. Geburtstag als Nationaltrainer feiert», sagte Rettig. Hrubesch, der am 17. April Geburtstag hat, war Anfang Oktober nach der Krankmeldung der damaligen Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, deren Vertrag beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) inzwischen aufgelöst wurde, als Interimschefcoach eingesprungen.

Seither läuft es wieder bei den Vize-Europameisterinnen. Selbst die Drucksituation gegen Dänemark – schon bei einem Remis wäre Olympia passé gewesen – meisterte das Team erstaunlich souverän. «Es ist schon noch weit weg von perfekt. Aber ich glaube die Basics, die Tugenden, die uns ausmachen, die den Fußball ausmachen, die haben wir wieder auf den Platz gebracht», meinte die offensiv schwungvolle Sydney Lohmann. «Da war Leben da, da war voller Einsatz da.» Und da war ein Horst Hrubesch, der alle hinter sich weiß – Ehefrau Angelika ohnehin.

Von David Joram und Franziska Spiecker, dpa