Prokop: Nicht die beste WM aller Zeiten erwartbar

Den früheren Leichtathletik-Verbandschef Clemens Prokop stimmt es nachdenklich, dass die deutschen Starter bei der WM in Eugene an den ersten sieben von insgesamt zehn Wettkampftagen nur einen Top-Acht-Platz erreicht haben.

«Medaillen zu gewinnen ist manchmal Glück. Das sehe ich nicht so dramatisch», sagte der Ehrenpräsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes der Deutschen Presse-Agentur. «Nachdenkenswert ist, dass wir so gut wie keine Endkampfplatzierungen haben.» Dies sei stets ein strategisches DLV-Ziel für eine WM gewesen.

Angesichts der zahlreichen Absagen von Medaillenkandidaten wie die Speerwerfer Johannes Vetter und Christin Hussong wegen Verletzungen oder Erkrankungen, sei aber auch nicht zu viel erwarten gewesen. «Wir wussten deshalb, dass es nicht die beste WM aller Zeiten werden würde», sagte Prokop, der von 2001 bis 2017 DLV-Präsident war.

Anschluss an die Weltspitze verloren

«Richtig ist trotzdem, dass wir in Disziplinen wie Kugelstoßen den Anschluss an die absolute Weltspitze verloren haben und in anderen Disziplinen mit Leistungsträgern wegen Erkrankungen sparsam aufgestellt sind», meinte er. «Dann klafft eine Lücke.»

Der Kritik an der Größe des deutschen WM-Aufgebots mit 80 nominierten Athleten zum Verhältnis der bisher erbrachten Leistungen will er sich nicht anschließen. «Ganz nüchtern muss man sagen, dass es ein Zeichen von Stärke ist, dass 80 Athleten die Qualifikation geschafft haben», sagte Prokop. «Diese Normen sind ja nicht so niedrig.» Aber in der Tat sei der Anspruch des DLV immer gewesen, zu den Besten zu zählen: «Klar ist, dass nicht die Anzahl der Starter über den Erfolg entscheidet, sondern die Endkampfplatzierungen.»

Dennoch sorgt sich Prokop nicht um die Zukunft der deutschen Leichtathletik, der bescheinigt worden sei, eine exzellente Leistungsförderungsstruktur aufzuweisen. «Da ist sie auf Platz eins auf der Rangliste der Sportarten in Deutschland. Das ist ein Zeichen, dass gute Arbeit geleistet wird», sagte er. Es habe schon immer Schwankungen des Leistungsniveaus gegeben: «Wir haben es in der Vergangenheit immer geschafft, diese Schwankungen aufzufangen.»