Bei RB Leipzig wird nur noch nach vorne geschaut – und da winkt nach der völlig verkorksten Hinrunde plötzlich wieder die Champions League.
«Wir haben uns gesagt, dass wir zum 1. Januar den Reset-Knopf drücken und nicht mehr zu viel über die Vergangenheit nachdenken», sagte der überragende RB-Torwart Peter Gulacsi nach dem 2:0 (1:0) beim VfB Stuttgart und stellte klar: «Wir haben hohe Ambitionen.» Der Rückstand der Sachsen auf Platz vier hat sich in zwei Spielen in diesem Jahr von sechs auf drei Punkte halbiert.
Silva und Nkunku bei RB überragend
Neben Gulacsi wurden in Schwaben die beiden Torschützen André Silva und Christopher Nkunku zu den gefeierten Spielern. Abwehrchef Willi Orban mahnte aber sogleich, nicht nachzulassen: «Wir haben eine große Hypothek abzuarbeiten.» Zumal der Sieg angesichts etlicher Stuttgarter und weniger Leipziger Chancen ziemlich schmucklos ausfiel.
Genau «die Art und Weise unseres Sieges war aber dann auch mal wichtig», befand RB-Trainer Domenico Tedesco. Ihre lange Auswärtsmisere haben die Leipziger mit dem siebten Erfolg im achten Pflichtspiel gegen den schwäbischen Lieblingsgegner auch beendet. Der erste Liga-Auswärtssieg seit dem 4:1 in Bremen vor neun Monaten bedeute «sehr viel», betonte Tedesco.
Eingeleitet hatte ihn wieder mal der formstarke Stürmer Silva. Der 23-Millionen-Euro-Einkauf von Eintracht Frankfurt blüht nach einiger Anlaufzeit bei RB immer mehr auf. In den fünf Spielen unter Trainer Tedesco erzielte der 26-Jährige nun schon fünf Tore. Auch seinen elften Bundesliga-Elfmeter verwandelte der Portugiese gegen die nun seit vier Partien sieglosen und abstiegsbedrohten Schwaben am Samstag souverän (11. Minute). Zuvor war VfB-Profi Konstantinos Mavropanos der Ball an den Arm gesprungen – bei einer Flanke von Nkunku.
Der Franzose war es auch, der mit einem mustergültigen Konter in der 70. Minute für die Entscheidung sorgte. Nach einem Vollsprint über die rechte Seite ließ er Gegenspieler Hiroki Ito ins Leere laufen und schob eiskalt ins rechte untere Eck ein. Bei neun Treffern und ebenso vielen Vorlagen steht der 24-Jährige in der Liga nun schon. Es scheint, als habe er die Sommerpause gut genutzt und wolle sich noch für einen Platz im französischen Kader für die WM in Katar empfehlen.
Szoboszlai-Ausfall trifft RB hart
Da sie offensiv sonst kaum in Erscheinung und mitunter überraschend passiv auftraten, brauchten die Leipziger in Stuttgart aber auch einen Sahne-Tag ihres Torhüters. «Er war überragend heute», sagte Tedesco über Gulacsi. Der 31-Jährige habe das Spiel «mitentschieden». Besonders in der zweiten Halbzeit, in der er mehrfach stark parierte.
Der Ausfall von Offensivmann Dominik Szoboszlai, der sich nach dem Aufwärmen mit muskulären Problemen abgemeldet hatte, «tut uns extrem weh», betonte Tedesco zwar. Dafür durfte er sich in der Schlussphase des Spiels noch über das Kurz-Comeback des Spaniers Dani Olmo freuen, der wegen Verletzungen und einer Corona-Infektion wochenlang gefehlt hatte. Auch Nordi Mukiele sei inzwischen wieder negativ getestet worden, berichtete der Coach. Für den Außenverteidiger dürfte das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Zweitligist Hansa Rostock am Mittwoch noch zu früh kommen. Auf seinen Torhüter und sein Traum-Duo in der Offensive kann Tedesco aber sicher auch dann wieder zählen.