RB gegen Union vor Rekordkulisse – Tedesco-Appell an Fans

Ein Einzug ins DFB-Pokalfinale, noch dazu im Stadion des höchst ungeliebten Rivalen RB Leipzig – das Halbfinale ist für den 1. FC Union Berlin viel mehr als eines der wichtigsten Spiele der Club-Historie.

Zwar werden nicht so viele Fans dabei sein wie zuletzt Anhänger von Eintracht Frankfurt den Europa-League-Coup in Barcelona feierten, doch die Abneigung gegen den Kontrahenten ist erheblich größer. Entsprechend vehement dürfte die Unterstützung ausfallen.

Tedesco: «Brauchen jeden einzelnen RB-Fan»

Erstmals wird die Red Bull-Arena am 20. April (20.45 Uhr/Sky und ARD) nach dem Umbau mit 47.069 Zuschauern ausverkauft sein, darunter sind mehr als sechseinhalbtausend Anhänger der Berliner. RB-Trainer Domenico Tedesco appellierte an die eigenen Anhänger, seiner seit Wochen stark aufspielenden Mannschaft von den Rängen aus zu helfen. «Es wird ein enges Spiel, es wird ein Geduldsspiel. Aus diesem Grund brauchen wir jeden einzelnen RB-Fan. Für diesen Extra-Push!», sagte Tedesco, betonte aber auch: «Ich mag die Union-Fans, die machen gute Stimmung.»

Doch wichtig ist den Unionern auch, die Ablehnung gegen RB offen zu zeigen. Dafür ließen sich die Köpenicker immer etwas einfallen. Mal wurden die Sachsen als «RattenBall» mit einem verunstalteten Logo im Stadionheft verspottet, mal gab es einen «Trauermarsch» in Leipzig, jedes Mal ein minutenlanges Schweigen der Union-Fans. Diesmal sollen rote Hoodies mit der Aufschrift «Volle Pulle Union» den Kontrast zum Dosen-Club symbolisieren.

Union rechnet mit starkem Support in Leipzig

Ganz wie Eintracht bei der hessischen Nacht in Barcelona rechnen die Eisernen in Leipzig mit «deutlich mehr» eigenen Fans als das offizielle Gäste-Kontingent hergibt, wie Medienchef Christian Arbeit erklärte. RB schließe nicht aus, dass weitere Karten im offenen Verkauf erworben wurden. Am Gründonnerstag hatten rund 30.000 Fans die Frankfurter im Camp Nou unterstützt. In Leipzig werde mit insgesamt 8000 bis 10.000 Unionern gerechnet, heißt es im Fan-Umfeld.

Sie wollen zu Spielbeginn mit einem 15-minütigen Stimmungsboykott gegen RB protestieren. Das kündigten die Ultras des Wuhlesyndikats in ihrem Infoblatt «Die Wald-Seite» auch für das Bundesliga-Heimspiel am Samstag an. Der Leipziger Profi Marcel Halstenberg freut sich indes auch auf eine größere Zahl an Gäste-Fans. «Da habe ich richtig Bock drauf. Das wird eine geile Stimmung, wenn die Unioner Fans rüberkommen. Heim- und Auswärtskulisse werden überragend sein», sagte der Nationalspieler bei Sky.

Zwar befindet sich RB mit 14 ungeschlagenen Pflichtspielen im Flow, doch die zwei Niederlagen zuletzt im Stadion An der Alten Försterei dürften alle Profis wachrütteln, auch wenn bei Union damals noch der zu Wolfsburg gewechselte Max Kruse dabei war. «Ich glaube, die Spieler haben es noch präsent, haben es noch vor Augen, wie es ist, gegen Union zu spielen, es ist nicht so einfach», sagte Tedesco, der auf Lukas Klostermann, Kevin Kampl und Amadou Haidara verzichten muss.

RB sehnt sich nach erstem Titel

Dennoch brennen die Leipziger nach den krachenden Finalniederlagen in Berlin 2019 gegen den FC Bayern (0:3) sowie 2021 gegen Borussia Dortmund (1:4) auf das Finale. Der erste große Titel nach zwei regionalen Sachsenpokalsiegen 2011 und 2013 könnte zuvor schon in Sevilla gelingen. Macht RB am 5. Mai im Halbfinal-Rückspiel bei den Glasgow Rangers die Finalteilnahme perfekt, wäre der Sieg in der Europa League im Endspiel am 18. Mai in der spanischen Metropole gegen Frankfurt oder West Ham United möglich.

Doch Union, das 2001 im Finale stand, wäre nichts lieber, als nach nunmehr drei gewonnenen Saison-Duellen gegen Hertha BSC am 21. Mai um den DFB-Pokal zu spielen – dann im Berliner Olympiastadion, der Heimstätte des ungeliebten Stadtrivalen.

Voraussichtliche Aufstellungen

RB Leipzig: Gulacsi – Simakan, Orban, Gvardiol – Henrichs, Laimer, Adams, Angelino – Olmo, Nkunku – Silva

1. FC Union Berlin: Rönnow – Jaeckel, Knoche, Baumgartl – Trimmel, Khedira, Gießelmann – Haraguchi, Prömel – Awoniyi, Becker

Von Frank Kastner und Jens Marx, dpa