Rekord und Podium: Wellingers «Wahnsinnssprung» in Wisla

Mit breitem Grinsen und einem Blumenstrauß in der Hand machte es sich Andreas Wellinger noch einmal am Ort seiner Bestmarke gemütlich. 144,5 Meter waren Deutschlands bester Skispringer im polnischen Wisla gelungen.

«Was für ein Tag. Was für ein Schanzenrekord», schrieb der 28-Jährige bei Instagram zu einem Foto im Auslauf. Nur eine Woche nach Gesamtrang zwei bei der Vierschanzentournee hat Wellinger im Weltcup für einen weiteren sportlichen Höhepunkt gesorgt.

Die Siege in Wisla trugen aber andere davon. Am Samstag gewannen die beiden Slowenen Anze Lanisek und Lovro Kos den im Vorjahr eingeführten Superteam-Wettbewerb. Am Sonntag setzte sich Vierschanzentournee-Gewinner Ryoyu Kobayashi aus Japan vor dem Weltcup-Gesamtführenden Stefan Kraft (Österreich) durch. 

Wellinger hatte es mit Zimmerkollege Stephan Leyhe auf Rang drei geschafft und belegte im Einzel (131 und 128,5 Meter) ebenfalls den dritten Platz. «Ich bin zufrieden mit meiner Leistung und werde versuchen, da weiterzumachen», sagte Wellinger.

«Megageiles Ding»

Der beeindruckende Rekord blieb im Gedächtnis – und begeisterte den Skisprung-Tross. «Megageiles Ding, das er da abgezogen hat. Es war ein Wahnsinnssprung. Das gibt Flügel für uns alle. Da wird keiner in der nächsten Zeit hinkommen», sagte der begeisterte Teamkollege Philipp Raimund über den famosen Flug von Wellinger. Zwischen Tournee und Skiflug-WM (25. bis 28. Januar) am Kulm in Österreich scheint der Olympiasieger voll in Form zu bleiben.

Verbesserte Schanzenrekorde sind im Skispringen eher eine Ausnahme, weil die meisten Anlagen seit Jahrzehnten Bestandteil des Weltcups sind. Wellinger hält neben der Bestmarke in Wisla auch die Rekorde auf der Normalschanze im südkoreanischen Pyeongchang sowie auf der Großschanze in Klingenthal. Auf der Anlage im Vogtland teilt er sich die Bestmarke aber mit Michael Uhrmann, der die 146,5 Meter bereits im Jahr 2011 schaffte. 

Polen-Tour vor der Skiflug-WM

Auch am Sonntag wurde es hochklassig. Und an der Spitze sprangen die von der Tournee bekannten Gesichter: Kobayashi (131 und 139,5 Meter) holte sich den ersten Sieg des Winters, bei der Tournee hatten ihm vier zweite Plätze zum Titel gereicht. «Es war ein schwieriger Wettkampf, es war nervenaufreibend. Die Sprünge von Andi Wellinger waren gut, er hat es gut gemacht», sagte Bundestrainer Stefan Horngacher im ZDF. Er sei «grundsätzlich zufrieden».

Hinter Wellinger ist die mannschaftliche Geschlossenheit im deutschen Team aber bei Weitem nicht mehr auf dem Niveau wie vor dem Jahreswechsel. Karl Geiger (10.) und Pius Paschke (17.) haben den Anschluss an die Weltspitze verloren, nachdem sie zu Beginn des Winters noch Siege geholt hatten. Vor der Flug-WM am Kulm stehen noch drei Wettbewerbe bei der Wettkampf-Tour in Polen auf dem Programm.

Von Patrick Reichardt und Christoph Lother, dpa