Rekorde, Favoriten, TV: So läuft die EM in Deutschland

Zum ersten Mal findet eine Handball-Europameisterschaft der Männer in Deutschland statt. Vom 10. bis 28. Januar spielen 24 Teams in 65 Partien um die europäische Krone. Schon in der Vorrunde warten auf die DHB-Auswahl zwei Höhepunkte: Erst das Auftaktspiel vor einer Weltrekordkulisse, dann das Hammer-Duell mit einem Mitfavoriten. Die Medaillenkandidaten sind ausgemacht, der deutsche Kader steht: So läuft die Heim-EM.

Wo finden die EM-Spiele statt?

Mit Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Mannheim und München gibt es sechs Spielorte in Deutschland. Das DHB-Team in Gruppe A trägt seine Vorrundenspiele in Düsseldorf und Berlin aus. Gruppe B und E um Spanien und Schweden spielen in Mannheim. Gruppe C und F mit Top-Favorit Dänemark muss in München ran. Norwegen spielt in Gruppe D in der Hauptstadt um den Einzug in die Hauptrunde. Sollte sich Deutschland für die zweite Turnierphase qualifizieren, geht es in Köln weiter, wo auch die Finalrunde steigt. Probleme bereitet der angekündigte Bahnstreik. Die Bahn ist offizieller EM-Partner. «Wir haben einen Plan B in der Tasche», berichtete Sportvorstand Axel Kromer.

Auf wen trifft Deutschland in der Vorrunde?

Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason hat eine knifflige, aber lösbare Gruppe erwischt. Wichtigstes Spiel im Kampf um die Hauptrunde ist das Auftaktduell mit der Schweiz am Mittwoch (20.45 Uhr/ZDF) in der Düsseldorfer Fußballarena vor einer Weltrekordkulisse von 53.000 Fans. «Es kribbelt schon ordentlich», sagte Rückraumspieler Julian Köster. Am 14. Januar wartet in Berlin gegen Nordmazedonien eine Pflichtaufgabe, bevor es zwei Tage später zum Handball-Kracher mit Frankreich kommt. Die besten zwei Teams jeder der sechs Vierer-Gruppen qualifizieren sich für die Hauptrunde.

In welcher Form ist die deutsche Mannschaft?

Mit zwei Testspielsiegen gegen Portugal hat sich das DHB-Team Selbstvertrauen für die Heim-EM geholt. Vor allem das 35:31 am Samstag macht Hoffnung auf ein erfolgreiches Turnier. «Wir haben zwei Schritte nach vorn gemacht», befand Gislason nach einer soliden Torhüter- und Abwehrleistung. Problem bleibt die mangelnde Konstanz über 60 Minuten. In den Duellen mit den Südeuropäern leistete sich der deutsche Kader in der zweiten Halbzeit jeweils einen Durchhänger.

Wer gehört zum Kader der DHB-Auswahl?

Der deutsche Kader ist nach den Verletzungen von Marian Michalczik und Patrick Groetzki auf 17 Spieler geschrumpft. Mit vier Europameistern von 2016, vier U21-Weltmeistern und einem Neuling geht der Bundestrainer die Medaillen-Mission an. «Wir haben eine sehr, sehr gute Mannschaft, die weit kommen kann – auch wenn die Erfahrung nicht ganz so da ist wie bei anderen Nationen», sagte Gislason.

Zu den Routiniers gehören neben Torhüter Andreas Wolff (32) unter anderem Rückraumspieler Kai Häfner (34) und Christoph Steinert (33). Von den U21-Weltmeistern schafften es Torwart David Späth (21), die Rückraumspieler Renars Uscins (21) und Nils Lichtlein (21) sowie Kreisläufer Justus Fischer (20) ins Aufgebot. Martin Hanne (22) gibt sein Debüt im Nationalteam.

Wo kann man die Spiele verfolgen?

Komplett ist die Handball-EM nur bei Dyn zu sehen. Der kostenpflichtige Internet-Sender zeigt nach eigenen Angaben alle 65 Spiele des Turniers, davon mindestens 31 Spiele exklusiv. Die Spiele der deutschen Handball-Nationalmannschaft laufen ohne Zusatzkosten im Ersten und im Zweiten, die sich die Rechte für die Heim-Europameisterschaft schon vor mehreren Jahren gesichert hatten. ARD und ZDF zeigen zudem weitere Spiele ohne Beteiligung des DHB-Teams.

Wer sind die Favoriten?

Weltmeister Dänemark ist Top-Favorit auf den EM-Titel. Mit Titelverteidiger Schweden, dem EM-Zweiten Spanien und vor allem dem WM-Zweiten Frankreich ist ebenfalls zu rechnen. Die DHB-Auswahl strebt den Einzug ins Halbfinale an und hofft auf einen Effekt wie bei der Heim-WM 2007, als man vom Publikum zum WM-Titel getragen wurde.

Ist Deutschland schon für Olympia qualifiziert?

Nein. Das DHB-Team kämpft noch um sein Ticket für die Sommerspiele 2024 in Frankreich. Als Europameister wäre die deutsche Mannschaft direkt für Olympia qualifiziert. Das gelang jeweils 2004 und 2016. Falls es mit dem Titel nichts wird, hat die Mannschaft die Teilnahme an einem der drei Olympia-Qualifikationsturniere im Frühjahr dank des fünften Platzes bei der WM im Vorjahr bereits sicher. Gastgeber Frankreich, Weltmeister Dänemark, Japan und Argentinien können bereits fest für den Höhepunkt an der Seine planen.

Von Jordan Raza und Eric Dobias, dpa