Roses Wutanfall löst Leipziger Spektakel aus

Marco Rose war sein Rumpelstilzchen-Auftritt im Nachhinein sichtlich peinlich. «Ich war komplett oben drüber. Das gehört sich nicht», sagte der Trainer von RB Leipzig. Beim Stand von 0:1 und einem nicht gegebenen Elfmeter setzte es bei Rose völlig aus und er stürmte wild gestikulierend auf Schiedsrichter Frank Willenborg zu.

Co-Trainer Alexander Zickler schubste seinen Chef zurück und verhinderte Schlimmeres. Im Nachhinein war Roses Furor allerdings die Initialzündung zum grandiosen 5:1 des Pokalsiegers gegen den hilflosen VfB Stuttgart.

«Diese Szene hat uns getriggert. Vor allem der Trainer, der richtig sauer war», gab Kapitän Willi Orban zu. Dann habe man «so ein bisschen die Fesseln abgelegt». Es war wahrlich ein Rausch mit fünf Toren binnen 25 Minuten, in den man sich wohl nur einmal pro Saison spielt. Doch das Spektakel hat gezeigt, wozu die mit neun Neuzugängen umgebaute Mannschaft der Sachsen in der Lage ist.

Druck war groß

Nach dem 2:3 zum Auftakt in Leverkusen war der Druck groß, der Start in die Fußball-Bundesliga sollte und durfte nicht wie im Vorjahr komplett verpatzt werden. Bei den Spielern, gab Rose zu, kam Unsicherheit auf. Die wurde gegen Stuttgart vom Pressing-Spektakel genau wie der Gegner erstickt. «Es geht darum, dass wir in allen Bereichen aus den Fragezeichen Ausrufezeichen machen», sagte Rose. «Nicht zu fragen, ob wir die Intensität ständig gehen können. Nicht zu fragen, ob wir höher anlaufen sollen. Sondern es einfach zu machen.»

Die Last auf Neuzugänge wie Lois Openda oder Xavi Simons, die beide gegen Stuttgart trafen, ist enorm. Schließlich müssen sie Stars wie Torschützenkönig Christopher Nkunku und Kunstschütze Dominik Szoboszlai ersetzen. Rose betonte, dass der Prozess noch lange nicht abgeschlossen sei, sah in dem Kantersieg aber durchaus einen Teilchenbeschleuniger. «Es ist alles ein bisschen tönern im Moment, aber Erfolgserlebnisse helfen. Dafür war das Spiel unfassbar wichtig», sagte der 46-Jährige.

Vor allem Openda zeigt, dass ihn die fast 40 Millionen Euro Ablöse kaltlassen. Im zweiten Spiel erzielte er sein zweites Tor für RB. «Die Ablöse ist mir völlig egal. Das erhöht den Druck nicht. Ich brauche nur mein Selbstvertrauen und dann spiele ich gut», meinte der Belgier. Orban hob hervor, dass der quirlige Stürmer von allen Neuzugängen am weitesten sei.

Werner in der Krise

Erst einmal raus aus der Startelf ist dagegen Timo Werner. Der Nationalspieler wurde gegen Stuttgart von Yussuf Poulsen ersetzt und der Däne gab Rose keine Argumente, ihn nicht auch am kommenden Sonntag beim 1. FC Union Berlin spielen zu lassen. Zu Werner, der seit Mitte April ohne Pflichtspieltor ist, wollte sich der Coach nicht näher äußern: «Timo freut sich mit uns, dass wir 5:1 gewonnen haben.»

In Bezug auf den Videobeweis, nicht gerade ein Lieblingsthema von Rose, setzte sich der RB-Coach für eine kleine Reform ein. Insbesondere bei strittigen Elfmeterszenen solle man primär der Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Platz vertrauen und nicht minutenlang Super-Zeitlupen studieren. «Wenn man bei Abseits eine Linie anlegen muss, kann das hier und da mal dauern. Aber sich Entscheidungen schön gucken, richtig gucken, das funktioniert nicht», sagte Rose. Wenn man nicht innerhalb von zehn Sekunden eine Fehlentscheidung erkennt, dann sollte man der ersten Entscheidung des Schiedsrichters vertrauen.

In diesem Spiel hatte der Videoschiedsrichter insgesamt viermal eingegriffen. Zweimal wurden dabei Elfmetersituationen bewertet. Für seinen Wutanfall bat Rose nach dem Spiel bei Schiedsrichter Frank Willenborg (Osnabrück) um Entschuldigung und nahm die Konsequenzen mit Humor: «Jetzt habe ich am zweiten Spieltag schon meine erste Gelbe Karte, da muss ich gut planen für den Rest der Saison.»

Von Tom Bachmann, dpa