Ruder-Bundestrainerin Brigitte Bielig hält die harsche Kritik von Einer-Fahrer Oliver Zeidler an der negativen Leistungsentwicklung der DRV-Flotte für überzogen.
Nachdem der Weltmeister von 2019 kurz vor dem EM-Start in München (11. bis 14. August) die Ergebnisse des Nationalteams in diesem Jahr als «Debakel» bezeichnet hatte, nahm sie Stellung. «In Teilen hat er recht, aber insbesondere den Vorwurf der Unprofessionalität halte ich für viel zu hart. Mit seiner Art der Kritik macht er uns als Verband das Leben nicht leichter», sagte Bielig der «Berliner Morgenpost».
Zeidler will Veränderungen im Verband
EM-Mitfavorit Zeidler hatte mit Verweis auf die schwindende Medaillenausbeute bei Großveranstaltungen in den vergangenen Jahren und die bisher dürftige Saison-Bilanz bei den Weltcups in Posen und Luzern umfassende Änderungen in der Verbandsarbeit gefordert. «Wir haben aber auch im Deutschen Ruderverband niemanden, der diese Ahnung hat vom Leistungssport. Es wird Zeit, dass da jetzt Verantwortung übernommen wird», sagte er.
Dass der 26-Jährige bei seiner Kritik sogar die Entlassung von DRV-Sportdirektor Mario Woldt forderte, sorgte kurz vor den Titelkämpfen für Unruhe. Bielig sieht Gesprächsbedarf: «Wir werden diese Dinge intern klären. Grundsätzlich gilt, dass viele, die von außen urteilen, niemals das ganze Bild sehen, das zu Entscheidungen führt. Da geht es, wie in diesem Fall, um private Dinge, die es zu respektieren gilt.»
Bielig verwies auf die Sonderrechte von Zeidler, individuell in München statt am Bundesstützpunkt der Skuller in Hamburg/Ratzeburg trainieren zu können. «Solche Sonderregelungen sorgen in einem Gesamtsystem für Probleme, aber er bekommt sie, weil wir ihn für ein ausgesprochenes Talent mit hoher physischer Veranlagung halten. Ich schätze seine Leistungen außerordentlich, aber auch er muss noch einige Dinge lernen. Deshalb würde ich mir manchmal etwas mehr Zurückhaltung seinerseits wünschen.»